Kurzgeschichte: Vorbereitungen im Zwielicht

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Dies ist eine offizielle Hintergrundgeschichte über den Ätherpfad im Zwielichtgarten.

→ Siehe auch: News

Geschichte[Bearbeiten]

Unterkonstabler Turma wusste gleich, dass die Gaunerbande Schwierigkeiten machen würde. Die Norn zog ihr Schwert halb aus seiner Scheide, um sicherzustellen, dass es nicht feststecken würde, bevor sie es zurückgleiten ließ und weiterging.
Als Turma sich der Ecke nähert, an der die Bande sich aufhielt, nickte die einäugige Menschenfrau und murmelte: „Achtung. Löwengarde.“
Die restlichen Mitglieder, alle männlich, folgten ihrem Blick.
„Wer hat dich denn aus Hoelbrak herausgelassen, Kleine?“, fragte der dunkelhaarige Norn.
„Frage ich mich auch“, pflichtete der zweite bei. Er war blond und sah gut aus, seine Augen waren aber kalt und gläsern. „Also, eigentlich mag ich meine Frauen ja gern kleiner, bei dir würde ich aber glatt eine Ausnahme machen, Süße.“
„Ganz schön groß ist sie, das kann man wohl sagen“, stellte der Charr mit peitschendem Schwanz fest. „Hübsche Kriegsbemalung, Inspektorin.“ Er leckte sich die Lippen und unterzog Turmas Körper einer eingehenden Begutachtung. Ihr war klar, dass er dabei nicht aus Begierde sondern strategisch handelte: Sein Blick suchte nach Waffen und er wollte abschätzten, ob er seine zuerst zu ziehen vermochte.
„Unterkonstabler“, antwortete Turma. Sie zog ihr Schwert und rammte ihm mit einer geschmeidigen Bewegung den Knauf in die Kehle. Der Charr ging ächzend zu Boden.
Turma wirbelte herum und schlug die Menschenfrau mit der Flachseite ihrer Klinge nieder. Sie wehrte den dunkelhaarigen Norn mit ausgestrecktem Arm ab, brachte ihn neben dem Charr zu Fall und schlängelte sich dann hinter den Blonden, um ihm die Klinge ihrer Waffe an die Kehle zu setzen.
„Wie war das noch mal mit der Ausnahme?“, zischte sie. „Süßer?“
Der Blondschopf hob kapitulierend die Hände. Der Rest der Bande tat es ihm nach.
„Wir haben nix angestellt“, sagte die Frau.
„Hier in der Gegend geht es nicht darum, was Ihr anstellt sondern darum, was ich Euch anstellen lasse. Und jetzt leert Eure Taschen.“
„Wie bitte?“
„Ihr habt mich verstanden. Her mit dem Zeug, Ihr alle. Verbrechen macht sich in Löwenstein nicht bezahlt. Die Verbrecher sind es, die hier zahlen. Alles auf einen Haufen. Ich sag’s nur einmal.“
Murrend türmten die Gauner zu Turmas Füßen einen kleinen Haufen aus Münzen auf. Sie bückte sich und sammelte die Ausbeute mit geübten Händen ein.
Als sie die Kordel an ihrem Geldbeutel zusammenzog, sagte sie: „Das hier ist eine große Stadt. Sucht Euch einen anderen Teil. Wenn ich Euch auf meiner Streife das nächste Mal begegne, kommt Ihr nicht so ungeschoren davon. Und jetzt verschwindet.“
Als Turma ihnen nachsah, wie sie sich ächzend und murrend davonmachten, hörte sie die Absätze von Stiefeln der Löwengarde, die sich aus der entgegensetzten Richtung näherten.
„He, Turma! Kapitän Magnus will Euch sehen.“
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Sie erkannte einen von Magnus’ Speichelleckern, erinnerte sich aber nicht an den Namen des Mannes. Sie nickte und marschierte mit ihrem unterschlagenen Schatz in der Tasche in Richtung Hauptquartier der Löwengarde.
Sie hatte die Amtsstube kaum betreten, als Magnus brüllte: „Sehr gut! Ihr seid da. Wir haben einen Tipp über die Ätherklingen erhalten und ich möchte, dass jemand mit einem ganz gemeinen Zug sie von mir grüßt.“
Die Erwähnung der Himmelspiraten ließ Turma mit zusammengebissenen Zähnen antworten: „Ist mir ein Vergnügen, Sir.“
„Die Antwort gefällt mir. Wie viele Freunde und Kollegen habt Ihr verloren, als sie das Drachen-Gepolter stürmten und Theo Aschfurt ermordeten?“
„Freunde, Sir? Sieben. Kollegen? Weitaus mehr.“
„Dann seid Ihr ja angemessen motiviert“, meinte Magnus. „Hainhüter Idon berichtet uns, dass sie sich im Caledon-Wald einrichten. Ich möchte, dass Ihr sie ausschaltet. Schaltet sie aus, treibt sie zusammen und macht kaputt, was auch immer sie gerade aufbauen. Ich will sie schwer treffen. Und ich möchte, dass es wehtut.“
„Damit seid Ihr nicht allein.“
„Ihr werdet improvisieren müssen. Die Anlage befindet sich noch im Aufbau, das Sicherheitssystem ist aber bereits aktiv. Ihr werdet unkonventionelle Methoden einsetzen müssen.“ Magnus lächelte verschlagen. „Glaubt Ihr, das schafft Ihr? Ich weiß doch, wie gern Ihr Euch an die Regeln haltet.“
Turma erwiderte sein Lächeln. „Ich weiß, dass ich das schaffe, Sir. Ich hoffe, sie sind zu Hause, wenn wir an ihrer Tür klopfen.“
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Vorarbeiter Sporn überquerte die Ätherklingen-Werft im Caledon-Wald. Alle Himmelspiraten, die nicht völlig in ihre Aufgaben vertieft waren, machten einen großen Bogen um den hühnenhaften Charr. Normalerweise hätte das gereicht, um Sporn den Tag zu versüßen, heute war dazu jedoch keine Zeit.
Er traf Flutsch und Flamme vor dem großen Versammlungssaal an. Die beiden waren wie immer mit ihren Spezialanfertigungen ausgestattet: der Norn mit seinem Ölverteilungsapparat und die Asura mit ihren eingebauten Flammenwerfern.
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„Sie laufen aber nicht davon“, sagte Flutsch. „Sie erkennen, wozu wir fähig sind und stehen trotzdem da, als würden wir ihnen die Welt erklären.“
„Weil sie Pflanzen sind“, antwortete Flamme. „die nicht für ihre schnelle Reaktionszeit bekannt sind.“
„Wir haben ein Problem“, sagte Sporn. „Ein Scarlet-Problem.“
„Wir?“ fragte Flamme. „Flutsch und ich haben keine Probleme mit Scarlet. Wir, mein zähnefletschender Freund, sind zuverlässig.“
„Zuverlässig reicht nicht mehr. Wir müssen spitzenmäßig sein. Scarlet will eine Luftschiffflotte und eine Armee holografischer Piraten, die an der Seite der soliden Variante kämpfen.“
„Das wissen wir doch“, murmelte Flutsch. „Genau darum sind wir doch alle hier.“
„Obwohl ich nicht verstehe, was der Albtraumhof hier macht“, fügte Flamme hinzu. „Ich werde nie verstehen, wie sie diese giftigen Pflanzen dazu gebracht hat, sie hier tun zu lassen, was sie will.“
„Hört auf damit“, knurrte Sporn. „Scarlet hat eine Abmachung mit dem Hof. Er überlässt ihr diesen Ort für ihre Anlage und sie hilft ihm dabei … ich weiß nicht, Leute zum Weinen zu bringen oder was auch immer er tut.
„Was zählt, ist, dass wir mehr Schiffe in der Luft brauchen. Wenn wir unsere Produktion nicht verdreifachen, kommt sie zurück. Und sie wird nicht mit Beleidigungen und Befehlen um sich werfen, sondern mit den Körperteilen der Mannschaften, die ihr Soll nicht erfüllt haben.“
Flutsch zuckte unbekümmert mit den Achseln. „Dann schwingt Eure Peitsche und wirbelt Eure Äxte. Wir halten uns an unseren Teil der Abmachung. Das Problem sind Eure Lakaien.“
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„Ohne jeden Zweifel. Flutsch und ich liegen genau in der Zeit. Die Hälfte des neuen Platzes haben wir bereits geräumt. Wenn unsere launenhafte Kapitänin einen Wutanfall kriegt, soll es an uns nicht liegen.“
Sporns Schnurrhaare zitterten vor Wut. „Typisch. Den eigenen Hintern retten und den Rest von uns ihrem Schicksal überlassen.“
Das abschätzige Geräusch, das Flamme von sich gab, klang durch ihren Helm sogar noch unflätiger. „Ist Euch das Konzept eines ‚Piraten‘ vielleicht unbekannt?“
Flutsch nickte. „Oh ja. Diese Anzüge haben wir uns nicht durch Fürsorge und Anteilnahme verdient.“
Flamme richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und starrte Spur trotzig an. „Sonst noch was?“
„Ja“, meinte Sporn. Die Hundsfarn-Hinterwälder müssen vor Sonnenaufgang für meine ‚Lakaien‘ gerodet sein. Ohne den nötigen Platz können sie ihre Arbeit nicht verrichten. Platz zu schaffen ist Eure Aufgabe.“
„Und die verrichten wir bestens“, meinte Flamme forsch. „Und termingerecht.“
„Der Termin wurde vorverlegt“, sagte Sporn. „Und ich möchte, dass Ihr beide das bestätigt.“
„Bestätigt“, antwortete Flamme. „Geht jetzt weiter Arbeitssklaven anschreien, damit die Eliteeinheit in Ruhe ihre Arbeit verrichten kann.“
Sporn zog es in Erwägung, der Asura den arroganten Kopf abzureißen, was jedoch nur zu weiteren Verzögerungen führen würde. „Setzen wir diese Diskussion doch später fort“, antwortete er stattdessen und stellte sich dabei die ungemein scharfen Äxte vor, die bei dieser Diskussion eine wichtige Rolle spielen würden. „Gebt Bescheid, wenn der Bereich der Hinterwälder gerodet ist.“
Er machte auf dem Absatz kehrt und stapfte davon. Scarlet hatte ihn mit der Leitung der Fertigungslinie betraut und würde Schmorbraten aus ihm machen, wenn er dabei scheiterte.
Und den Nächsten, der ihn aufhielt, würde er um mehrere Gliedmaßen stutzen, ehe er seinen ersten Satz hervorgebracht hatte.
 

von Scott McGough am 30. September 2013