Meister Funkel, eine Geschichte der Asura
Die Inhalte wurden ursprünglich am 28.01.2012 unter Meister Funkel, eine Geschichte der Asura veröffentlicht.
Dieser Text ist eine Übersetzung des englischsprachigen Artikels "Mr. Sparkles, A Tale of the Asura"
Hintergrund[Bearbeiten]
Die Geschichte handelt von Meister Funkel und wurde bereits im Jahr 2008 verfasst. Nach einigen kleinen Änderungen wurde sie dann im Jahr 2012 während der Promo-Phase zu Guild Wars 2 veröffentlicht.
Geschichte[Bearbeiten]
(Der folgende Text ist eine freie Übersetzung der englischen Version)
„Flummox, bist du wach?“, sagte Sareb.
„Sehe ich wach aus?“, sagte der Asura, ein Auge aufreißend.
Der männliche Sylvari beobachtete den Handwerker streng, als ob er eine Falle erwarte. Schließlich nickte er: „Ja.“
„Dann muss ich wohl wach sein“ Flummox gab ein tiefes, frustriertes Stöhnen von sich. „Warum geht es nicht weiter?“
„Es gibt ein Problem.“
„Der Wagen bewegt sich nicht, es ist kalt draußen, und Ihr habt mich aus meinem Nickerchen gerissen.“, sagte Flummox, während er sich auf seine Ellbogen stützte, ein Auge immer noch in verzweifelter Hoffnung geschlossen. „Ich kann also erahnen, dass es eine Art Problem gibt. Nun sagt mir, mein junger Sylvari, worum geht es?“
„Jotun“, sagte Sareb, während sein Atem in der kalten Luft dampfte.
Flummox öffnete sein anderes Auge und schaute seinen Assistenten an. „Jotun. Nun dann war es die richtige Entscheidung mich zu wecken“, sagte er und kletterte von seinem provisorischen Bett, bestehend aus Kissen und Decken, hinab. Es war kalt im Wagen.
Außerhalb des Wagens war es noch kälter und Flummox Atem dampfte um ihn herum wie Rauch aus einem Kamin. Ihre kleine Karawane, bestehend aus sechs Wagen, konnte nicht weiter. Die Dolyaks stampften und schnaubten in der dünnen Bergluft. Sie befanden sich in einem steilen Tal und große, ominöse Gestalten türmten sich am Kopfe des Tals auf.
„Konnte die Zittergipfel noch nie leiden“, murmelte Flummox. Er packte eine Tafel und ein kleines Stückchen Kreide aus. Darauf schrieb er eine Liste an Gegenständen und überreichte sie Sareb. „Überprüfe die anderen Wagen und schau ob du diese Gegenstände auf der Liste auffinden kannst. Wir werden sie brauchen, um den Apparat ans Laufen zu bekommen.“
„Den Apparat?“, lächelte Sareb wissend und fügte hinzu: „Ihr meint Meister Funkel?“.
In einem Moment der Schwäche hat Flummox den Sylvari seine neueste Erfindung benennen lassen. Er war sich nicht sicher, ob der Sylvari den Namen aus Unschuld oder Belustigung gewählt hat. „Ja“, sagte er zähneknirschend. „Ich meine... Meister Funkel.“
Sareb begann zusammen mit den anderen Wagenführern nach den geforderten Gegenständen zu suchen, während Flummox in seinen pelzgefütterten Stiefeln weiter nach vorne stampfte. Auf halben Weg zur Spitze der Karawane traf er auf den Karawanenführer, umgeben von den einzigen beiden Wachen des Zugs - seltsame, nervöse Menschen aus Kryta.
Der Karawanenführer war ebenfalls ein Mensch. Er hatte warme, buttrige Haut und war am schwitzen, so wie es Menschen nun mal taten, wenn sie nervös waren. Unabhängig der Temperatur.
Der Mensch begann: „Wir haben ein Problem-“
„Wir haben Jotun“, antwortete Flummox. „Ich weiß. Seit wann ist das ein Problem?“
„Sie machen Forderungen“, plapperte der Mensch. „Und wir sind nicht wirklich in einer Position uns weigern zu können.“
Flummox ging die Karawane im Kopf noch einmal durch. Sein eigener Wagen wurde von Sareb gefahren. Dann gab es zwei Wagenladungen ascalonischer Schuhe mit desinteressierten Fahrern, ein hinterhältig wirkender Händler für seltene Güter, welcher eine Art Steinsarg im Bett seines Wagens transportierte, eine Flüchtlingsfamilie, welche den Charr ca. zwei Jahrhunderte zu spät zu entkommen versucht und schließlich noch den Wagen des Karawanenführers, zusammen mit seinem Buchhalter und den beiden Wachen.
Flummox wägte die relative Intelligenz seines unfreiwilligen Gefolges ab und seufzte. Diese Gruppe würde sich vor einer Bande hungriger Hasen fürchten. Dementsprechend sind die geringeren Riesen der Zittergipfel definitiv ein Problem. „Ist Euer Buchhalter in der Nähe?“, fragte er.
„Er wurde bandagiert“, sagte der Mensch. „Der Jotun-Häuptling versuchte ihn zu essen.“
„Was wohl der Grund dafür ist, warum Ihr nicht persönlich mit dem Jotun sprecht, nehme ich an“, sagte Flummox.
Der Mensch machte weiche, schäumende Geräusche und Flummox seufzte, stampfte dann um ihn herum in Richtung Jotun.
Der Jotun war ein großes, korpulentes Monster, welches einen schweren Gürtel über seinen gewebten Gürteln trug. Er hob einen Lederkilt empor, dessen Herkunft nicht genau zu bestimmen war. Es war ein entfernter Verwandter der Riesen und überschattete den Rest seines Gefolges. Seine Muskeln waren unter dem rötlichen Fleisch zu sehen und zuckten in der Kälte. Im Grunde genommen war es humanoid, sein Gesicht war jedoch entstellt. Seine Gesichtspartien schienen völlig verdreht und von dem riesigen, mit scharfen Zähnen besetzten, sabbernden Unterkiefer geprägt.
Flummox stampfte auf das Ungeheuer zu. Hinter dem Jotun, im umherwirbelnden Schnee hinter dem Ende des steilen Tales, konnte er die Umrisse weiterer großer Gestalten erkennen, die sich scheinbar zu bücken versuchten. Weitere Jotun, Verwandte oder einfache Diener, welche sich in Heimlichkeit versuchten.
„Wer du?“, sagte der Jotun, dessen Stimme Flummox an den Matsch am Boden eines Mixers erinnerte.
„Der neue Verhandlungsführer“, sagte Flummox. „Ich verstehe, dass Ihr den letzten gegessen habt.“
Der Jotun blinzelte ihn an und klang beinahe verletzt: „Nur ein bisschen. Wir wollen Wegezoll.“
„Ich werde außerhalb der Armreichweite stehen bleiben, wenn Ihr nichts dagegen habt“, sagte Flummox. „Was wollt Ihr? Nahrung? Gold? Papierlaternen?“
„Wagen“, nuschelte der Riesenkönig.
„Alles?“ sagte Flummox, mit nur teils gespielter Abscheu. „Ihr versteht nicht wie Straßenraub funktioniert. Falls Ihr alles nehmt, ist nichts mehr für die nächste Bande armer Jotun zu verlangen.“
Der Jotun stand, während sich sein Unterkiefer langsam öffnete und wieder schloss, was wohl dem Nachdenken geschuldigt war. „Wegezoll. Lasst Wagen. Ihr könnt gehen.“
„Und was hält uns davon ab umzudrehen, mit unseren Wagen, und einige Divisionen Ebonfalke-Soldaten zurückzuschicken, welche die Straße freimachen?“
Der Jotun nickte enthusiastisch, was seinen ganzen Körper zum Wackeln brachte: „Denkt darüber nach. Bruder und seine Bande auf anderer Seite des Tals.“
Flummox drehte sich nicht um, so überzeugend war die Aussage des Jotun. Offensichtlich haben die Kriegszüge der Norn gegen diese Kreaturen die dümmeren Individuen bereits ausgerottet.
„Wir werden Euch einen Wagen geben“, sagte er einfach: „Die Flüchtlinge werden mit den Stiefeln reisen müssen.“
„Alle“, sagte der Jotun.
„Zwei“, sagte Flummox, „und wir legen noch eine Ladung Stiefel oben drauf. Ihr könnt zwei Wagen haben.“
„Alle“, sagte der Jotun mit Nachdruck, „oder alle sterben.“
Ohne die Wagen werden wir eh alle sterben, dachte Flummox. „Es wird mich eine Weile benötigen, die anderen zu überzeugen“, sagte er und versuchte dabei nervös zu wirken. „Menschen sind ein pingeliger Haufen. Ich kann von ihnen nicht erwarten einzuwilligen, bevor man die Nacht darüber geredet hat.“
Der Jotun nickte. „Ihr gebt uns Wagen morgen früh. Oder alle sterben.“ Und damit drehte sich das Ungeheuer um und verschwand in den schneebedeckten Hügeln in der Ferne, welche weitere Jotun versteckten.
Flummox atmete langsam aus und kehrte zur Karawane zurück. Der nervöse Mensch mit dem Kommando berührte nervös seine Fingerspitzen und sagte: „Nun?“
„Es will, dass wir die Wagen aufgeben. Alle“, sagte der Asura.
„Das können wir nicht tun“, klagte der Mensch.
„Ich weiß“, sagte Flummox, „aber ich sagte ihm, es würde die ganze Nacht dauern Euch davon zu überzeugen, das Geschäft einzugehen.“
Der Mensch stand nur mit offenem Mund da, eine übliche Reaktion dieser Spezies, wenn sie mit Asura zu tun haben. „Ihr meint, Ihr habt aufgegeben“, stammelte er schließlich.
„Nein“, sagte Flummox irritiert, „ich habe uns Zeit bis zum Sonnenaufgang beschert. Sareb! Habt Ihr das Material gesammelt?“
Sareb stellte sich an Flummox' Seite. „Leder von den Schuhen war einfach. Einige Chemikalien vom Medizinvorrat der Karawane, menschliches Blut von den Bandagen des verwundeten Buchhalters, einen Eisentopf von den Flüchtlingen, Graberde- woher wusstet Ihr, dass der seltene Materialien-Händler Graberde besitzt?“
„Der seltene Materialien-Händler schreit förmlich "Nekromant". Er befördert eine Krypta raus aus Ascalon, wahrscheinlich von Charr-Grabplünderern erworben. Ich wäre überrascht, falls er nicht ein paar Asura-Skelette und Sylvari-Schrumpfköpfe irgendwo im Wagen verstaut hätte.“
Sareb erschauderte und Flumox fügte hinzu: „Nicht dass wir diese hierfür benötigen würden.“ Allerdings schien diese Aussage die Stimmung des Sylvaris nicht unbedingt zu verbessern. „Und der letzte Gegenstand?“, fragte Flummox.
„Es gibt da ein... Problem“, sagte Sareb.
Flummox neigte seinen Kopf: „Ein weiteres Problem?“
„Sie ist nicht gewillt es aufzugeben“, sagte Sareb.
„Und Ihr sagtet?“, Flummox zog eine Augenbraue hoch.
„Ich war streng und zwingend, wie Ihr es bereits in der Vergangenheit vorgeschlagen habt“, sagte Sareb stolz. Danach zuckte er die Schultern: „Kein Glück.“
Flummox ließ ein Seufzen von sich, welches größer zu sein schien als er selbst. „Oh, In Vekks Namen“, sagte er und watschelte in Richtung der Flüchtlinge.
Der Flüchtling war wahrscheinlich jung - zumindest ging Flummox davon aus, dass sie jung war, da sie von sehr schmaler Statur war und recht glatte Haut besaß. Innerhalb der Ewigen Alchemie besaßen Menschen wohl die größte Vielfalt an optischen Veränderungen innerhalb eines Lebens. Es war als hätten ihre Götter sich nicht auf eine endgültige Form festgelegt und würden andauernd ihre Meinung ändern. Das zeigt mal wieder, was passiert wenn man Dinge in einer Arbeitsgemeinschaft erledigt. Es war schwer zu glauben, dass dieser schwitzende Karawanenführer und dieses zerbrechliche, fast sylvari-ähnliche Ding, Vertreter derselben Spezies waren.
Sie saß im hinteren Teil ihres Wagens, in Gedanken verloren. An sie gedrückt, fest in ihrer Hand, hatte sie einen Beutel, welcher an einer Leine von ihrem anmutigen Nacken hing. Flummox betrat ihr Sichtfeld (auch wenn sie nichts von der Außenwelt zu bemerken schien) und begann ohne Einleitung zu sprechen.
„Ich verstehe. Ihr wollt uns alle töten“, sagte er.
Der Mensch blinzelte in der Art in der sie blinzeln, wenn ihr Gehirn wieder zu funktionieren beginnt. „Pardon?“, sagte sie.
„Für den Fall dass Ihr es nicht mitbekommen habt“, sagte Flummox, „wir bewegen uns nicht weiter. Wir bewegen uns nicht weiter, weil wir von Jotun-Banditen gestoppt wurden, welche alles haben wollen, was wir besitzen, auch Euren Wagen, und uns im Schnee zurücklassen. Ich kenne einen Weg, diese Riesen zu besiegen, allerdings benötige ich dafür einige Schlüsselmaterialien von allen Mitgliedern der Karawane. Darunter fällt auch das Material, welches Ihr in diesem Beutel mit Euch tragt. Ihr wollt es nicht abgeben, also muss ich davon ausgehen, dass Ihr mich und alle anderen tot haben wollt. Also sagt mir: Was haben wie getan um Euren grenzenlosen Hass zu verdienen?“
Der Mensch blinzelte erneut und sagte: „Ihr wisst von dem Schmuckstück?“
„Jeder in der Karawane weiß davon, seit Ihr es jede Nacht beim Lagerfeuer aus Eurem Beutel holt und fünf Minuten darauf starrt, manchmal auch sieben, und ihn dann wieder wegpackt“, sagte Flummox und streckte eine Hand aus. „Ich brauche ihn. Gebt ihn mir.“
„Warum?“, fragte sie, während sich ihr Griff um den Beutel festigte.
Flummox benutzte seine Mit-Menschen-Rede-Stimme: „Ihr nicht geben, Jotun uns zerquetschen. Verstanden?“
Der Mensch zögerte einen Moment und Flummox entspannte sein Gesicht wieder. „Ich verstehe. Wahrscheinlich hängen daran schöne Erinnerungen an Euer verlorenes Zuhause. Allerdings muss ich anmerken, dass wenn die Jotun uns alle töten - was glaube ich deren Plan ist, auch wenn wir ihnen die Wagen geben - alle unsere Erinnerungen so oder so verloren sind. Eure sind ein Opfer, aber ein kleines in einem größeren Gesamtbild.“
Flummox schaffte es, so glaubte er, in einer warmen sorgenden Art zu lächeln. Es musste funktioniert haben, da der Mensch den Beutel öffnete und das Schmuckstück, eine Elfenbein-Schnitzerei von einer schönen Frau in älteren Gewändern, welche an einen runden Block schwarzer Kohle lehnte, herausnahm.
„Meine Mutter...“, begann sie.
Flummox nickte. „Ich verstehe und schätze Euer Opfer sehr. Es wird nicht umsonst sein und ich werde meinem Assistenten auftragen es mit seinem Leben zu schützen.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte Flummox sich ab und watschelte zurück zu seinem Wagen.
Das Duo, bestehend aus dem Asura und dem Sylvari, arbeitete die ganze Nacht. Die Schuh-Fahrer stellten eine Laterne bereit und Flummox bestand darauf von niemandem gestört zu werden. Die anderen Mitglieder der Karawane beobachteten aus der Ferne wie Flummox eine giftige Mixtur vorbereitete, welche grün aus dem Eisentopf leuchtete.
Flummox legte die Schuhe in dem Topf aus, fügte die blutigen Bandagen und die Medizin der Karawane hinzu und reduzierte die ganze Masse zu einem dicken, klebrigen Sirup. Er nahm den Topf vom Feuer und verteilte den Inhalt wie Karamel auf einem Brett, während Sareb den Topf mit Öl aus Flummox' Eigenbestand wieder auffüllte. Der Sylvari kannte die Arbeitsweise des Asura und führte die ihm übertragenen Aufgaben daher schnell und leise durch, ohne viele Fragen zu stellen.
Flummox mischte die Graberde zum Sirup hinzu und formte kleine klumpige Bälle, welche er danach in das heiße Öl fallen ließ. Die Bälle zischten und knisterten, aber schon nach einigen Augenblicken erschienen sie erneut an der Oberfläche. Sie waren etwas geschrumpft und ihre Hülle war glatt und kristallin.
Sareb gab ein leises Pfeifen von sich. „Fertig-Edelsteine“, sagte er.
Flummox gab ein Grunzen von sich. „Sei nicht zu schnell zufrieden: die sind so zerbrechlich wie Zuckerwatte. Es ist eine improvisierte Bastelei, den Umständen entsprechend aus lauter Elementen bestehend deren Sinn eigentlich anderweitig besteht. Ich kann drei, vielleicht vier Minuten Energie aus ihnen ziehen, bis sie verschwinden. Ich hoffe das genügt.“ Er fischte die Kristalle aus dem Öl und schritt zu dem inaktiven Apparat, Meister Funkel, welcher ausgestreckt im hinteren Teil seines Wagens lag. Mit einem Meißel begann er, die weichen Eisensiegel um den Haupt-Verzauberungs-Sender zu entfernen und setzte die Kristalle in die gezackten Löcher. Zum Fixieren benutzte er den Restbestand an Graberde.
„Da“, sagte Flummox, „es sollte funktionieren. Vielleicht. Steht aber nicht zu nah an ihm dran, wenn Ihr in startet.“
Sareb schaute zustimmend auf das Gerät. „Was ist mit dem Schmuck?“
„Dem was?“, sagte Flummox.
„Das Schmuckstück, das Ihr von dem Menschenmädchen bekommen habt“, sagte der Sylvari-Assistent.
„Ach ja!“, sagte der Asura, als er seine Taschen durchsuchte und die Elfenbein-Schnitzerei, welche an die Kohle lehnte entnahm. Er drückte es Sareb in die Hand. „Hier. Behaltet es. Und beschützt es mit Eurem Leben.“
„Aber wenn Ihr es nicht braucht“, sagte Sareb, „warum haben wir es dann genommen?“
„Darum“, schaute Flummox zum Sylvari empor, „auch falls das hier funktioniert, wird es den Äthanator stark beschädigen und wahrscheinlich die Stromkreise grillen. Das kommt natürlich zu den momentan schon existenten Schäden an der Apparatur hinzu, wegen denen wir überhaupt erst diese Reise auf uns genommen haben.“
„Also, braucht Ihr das Schmuckstück?“, fragte der Sylvari mit leichtem Stirnrunzeln, gespannt auf den Ausgang dieser Unterhaltung.
„Damit wir direkt etwas Geld zur Verfügung haben, sobald wir Löwenstein erreichen“, sagte Flummox.
„Also habt Ihr gelogen“, sagte Sareb, während er das Schmuckstück auf die gleiche traurige Weise betrachtete wie das Menschenmädchen.
„Eine kleine Täuschung für das Wohl der Allgemeinheit“, sagte Flummox. „Ihr solltet es auch mal ausprobieren. In der Zwischenzeit passt Ihr auf es auf! Ich möchte in der Lage sein dem Menschen zu erzählen, dass ich es nicht länger besitze und damit die Wahrheit erzählen.“
Sarebs dünne Finger schlossen sich um das Schmuckstück.
„Ich werde darauf aufpassen“, sagte er ausdruckslos.
Das Duo setzte ihre Arbeit die ganze Nacht lang fort und im Morgengrauen stampfte ein erschöpfter Flummox erneut in Richtung des Jotun-Häuptlings. Die Jotun haben den letzten Abend wohl damit verbracht zu diskutieren, wie man am besten ein Asura-Aperitif zubereitet, weshalb der Jotun-Häuptling wohl bereits so gut wie am Sabbern war.
„So“, sagte der Jotun, „Ihr gebt uns Wagen?“
„Wir haben den Abend mit Diskutieren verbracht und haben festgestellt, dass es nicht in unserem Interesse liegt Euren Forderungen zu diesem Zeitpunkt zuzustimmen“, sagte Flummox.
„Was?“, sagte der Riese.
„Nein“, übersetzte der Asura, „wir wollen unsere Wagen behalten.“
Der Jotun lächelte. Ein schrecklicher Anblick bei einer Kreatur mit einem derartig gewaltigen Unterkiefer. „Dann Ihr alle sterben“, sagte er, „angefangen mit Verhandlungsführer.“
Flummox machte einen Schritt zurück und grinste. Schnell sprach er: „Ich habe nichts anderes erwartet, also habe ich das Amt des Verhandlungsführers niedergelegt. Meine Vertretung sollte-“ Er prüfte den Chronometer an seinem Gürtel und hoffte, dass Sareb das verdammte Ding korrekt gestartet bekam. „Genau jetzt hier sein.“
Der Golem hievte sich von den Wagen empor und bäumte sich vertikal zu seiner gesamten Größe auf, was in etwa der Größe des Jotun entsprach. Blitze knisterten um seine Gelenke und einige Schrauben sprangen aus der genieteten Hülle hinaus. Der Apparat war kopflos, jedoch zierte ein einzelnes zyklopenartiges Auge seine Brust. Umgeben war das Auge von kleinen selbstgemachten Edelsteinen, welche sofort zu rauchen begannen. Dampf entwickelte sich in der kalten Luft um den Golem.
Der Golem türmte sich hinter Flumox auf und streckte beiden Hände gen Himmel. Eine Reihe mächtiger Blitze bildeten sich zwischen den gelenkigen Tatzen des Golems und das Donnergrollen erfüllte das gesamte Tal. In weiter Ferne gab es ein weiteres Brüllen, eine entfernte Lawine, welche auf das Grollen antwortete.
„Trefft den neuen Verhandlungsführer“, sagte Flummox, „wir nennen ihn Meister Funkel.“
„Es tut mir leid für Euren Golem“, sagte der Karawanenführer.
Flummox zuckte mit den Schultern: „Der Apparat hat seinen Job erledigt, was alles ist, was man von einem guten Werkzeug erwarten kann.“ Tatsächlich hat der Golem alle Erwartungen übertroffen als er den Jotun-Häuptling mit einem einzigen elektrifizierten Hieb niederstreckte um dann kurz darauf auf seine Kameraden zuzulaufen und gerade in dem Moment zu explodieren, in dem fünf Jotun versuchten, den Golem zu überwältigen. Die übrig gebliebenen Jotun-Banditen verschwanden im fallenden Schnee und hinterließen nur noch Schreie der Verzweiflung.
„Wir bargen was wir konnten“, fügte der Karawanenführer hinzu, und hielt dabei einen kleinen Beutel hoch. „Und wir haben gesammelt um Euch bei der Reparatur zu unterstützen.“
Flummox schaffte es zu lächeln, auch wenn die gesammelten Münzen nicht einmal für einen gebrauchten Äthanator reichen würden. Er würde Meister Funkel wohl wahrscheinlich an einen jüngeren Golemanten verkaufen müssen. „Es war mir ein Vergnügen. Aber falls Ihr mich entschuldigen möchtet, ich habe die ganze Nacht damit verbracht, unsere Leben zu retten. Ich denke, ich werde jetzt den Rest unserer Reise schlafen.“
Der Mensch war mehr als glücklich zuzustimmen und brüllte um die Karawane wieder in Gang zu setzen.
Sareb packte die letzten zu erkennenden Überreste von Meister Funkel in den Wagen und stapelte Decken und Kissen darüber. „Wir haben das Meiste wiederbekommen“, sagte er, „und während die oberen Armaturen wahrscheinlich bis ins Meer des Leids flogen, haben wir das Gehäuse bergen können. Es wird wahrscheinlich gerettet und wieder aufgebaut werden können.“
„Gut“, sagte Flummox erschöpft, als er sich zu seinen Decken und Kissen bei den Metallscherben schleppte. „Ich werde ein paar Tage schlafen. Weckt mich nur, wenn es etwas Wichtiges ist. Wirklich wichtig. Wichtiger als Jotun.“
„Natürlich“, sagte Sareb, „Ihr habt das Richtige getan, wisst Ihr, Meister Funkel zu benutzen.“
„Ich tue immer das Richtige. Das solltet Ihr inzwischen wissen“, sagte Flummox, während er plötzlich auf seine Taschen klopfte. „Das Schmuckstück. Ah! Ich habe es Euch gegeben - Ihr könnt es mir jetzt zurückgeben.“
Sareb schaute Flummox verblüfft an: „Da wir es nicht gebraucht haben, habe ich es der jungen Dame zurückgegeben. Sie war sehr dankbar.“
„Ihr habt was?“, sagte Flummox. „Ihr versichertet mir, Ihr würdet darauf aufpassen!“
„Es ist sicher bei dem Mädchen“, sagte der Sylvari. „Ich könnte mir keinen sichereren Ort vorstellen.“
Flummox betrachtete seinen Assistenten lange mit strengem Blick. Dann schaffte er es leicht zu grinsen und nickte: „Also habt Ihr gelogen.“
Sareb erwiderte das Grinsen. „Eine kleine Täuschung für das Wohl der Allgemeinheit“, sagte er, „Ihr solltet es mal ausprobieren.“
Anmerkungen[Bearbeiten]
- Flummox' Angebot mit den Papierlaternen ist eine Anspielung auf die Yeti aus Cantha, welche in einigen Quests in Guild Wars mit Papierlaternen in Verbindung gebracht wurden, da sie diese mit Vorliebe klauten.
- Flummox sollte früher Gixx heißen und statt Zojja Mitglied der Klinge des Schicksals sein.
- Sareb ist hier zwar männlich, im Spiel jedoch eine weibliche Sylvari.