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Chronik/Janthir Wilds

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Fehlende Informationen: Zusammenfassung, Hauptcharaktere, Weitere Episoden

Janthir Wilds ist ein spielbarer Teil der Chronik, welcher lose an die Ereignisse aus Secrets of the Obscure anknüpft. Die Geschichte beginnt im Jahr 1337N.E..

Allgemein[Bearbeiten]

Die ersten Episoden wurden mit der kostenpflichtigen Erweiterung Guild Wars 2: Janthir Wilds am 20. August 2024 ins Spiel eingeführt.

Die Episoden sind linear mit dem Fortschritt der Geschichte verfügbar. Nach dem Abschluss einer Episode, können diese wiederholt werden, um unter anderem verpasste Erfolge nachzuholen:

Die Erfolge bieten als Belohnung Erfolgspunkte, Janthir Wilds-Beherrschungspunkte und Relikte.

Zusammenfassung[Bearbeiten]

Hauptcharaktere[Bearbeiten]

Liste der Episoden[Bearbeiten]

Erfolg Janthir Wilds 1 Akt Icon.png Janthir Wilds: 1. Akt[Bearbeiten]

52. Tag des Stecklings im Jahre 1337 N.E.
Mission Chroniktext
Datei:Prolog Die Tyrianische Allianz.jpg Mission 1
Prolog: Die Tyrianische Allianz
(Als Asura) Ratsmitglied Ludo möchte, dass ich sie in Rata Sum aufsuche – was wollen denn wohl die alten Wichtigtuer im Rat von mir? Ich dachte ja, nach Nayos herrscht jetzt erst mal Ruhe, aber das war wohl etwas naiv von mir.

(Als Charr) Crecia hat mich in die Schwarze Zitadelle bestellt. Und ich dachte, nach Nayos herrscht jetzt erst einmal Ruhe. Wäre auch zu schön gewesen.

(Als Mensch) Königin Jennah hat mich nach Götterfels zitiert, damit ich dort mit ihr und Gräfin Anise spreche. Ich dachte, nach Nayos würde es ruhiger werden. Da habe ich mich wohl zu früh gefreut.

(Als Norn) Skarti Knutsson hat mich im Namen seines Vaters nach Hoelbrak gerufen. Ich dachte doch, nach Nayos würde nur noch gefeiert. Damit ist dann jetzt wohl Schluss.

(Als Sylvari) Erstgeborener Dagonet hat mich zurück nach Hause in den Hain gerufen. Ich dachte ja, nach Nayos würde jetzt Ruhe herrschen, aber das war wohl zu optimistisch.

***

Während ich damit beschäftigt war, Zojja und den anderen in Amnytas zu helfen, war der Rest von Tyria nicht untätig geblieben. Das ist er schließlich nie; dafür sind wir viel zu stur. Aber einigen von Eparchs Loyalisten war es gelungen, die Verteidigungslinie der Astralwache zu umgehen und ein paar Städte in Tyria zu überfallen. Es scheint nicht zu größeren Katastrophen gekommen zu sein, aber die Kryptis sind jedenfalls nicht unbemerkt geblieben, so wie wir es gehofft hatten. Sie wussten nicht, wer die Kryptis waren und was sie dort wollten, aber ihre Anwesenheit reichte aus, um den Rest von Tyria so aufzurütteln, dass man beschloss zu handeln. Zumindest wurde daraufhin ein Kurs festgelegt. Dagonet hat mir meine offizielle Einladung zur Tyrianischen Allianz übergeben.

Führungspersönlichkeiten begannen miteinander zu sprechen – Pläne wurden in Gang gesetzt. Ich kenne noch nicht alle Einzelheiten, aber es handelt sich offenbar um eine wirklich bewundernswerte Sache, wenn auch vielleicht ein wenig optimistisch. Nach allem, was wir erdulden mussten, kommt die Welt nun endlich zusammen, um gemeinsam zu trauern. Nach diesen verdammten Alt-Drachen wird niemand mehr vor einer Handvoll von Dämonen kuschen.

Der erste Gipfel der Allianz steht unmittelbar bevor, und selbst wenn ein Teil von mir noch ein wenig skeptisch ist, was das alles bedeutet, werde ich mich doch nach Löwenstein begeben und dort selbst sehen, wie ich die Sache zu bewerten habe.

Das erste Gipfeltreffen der Allianz fand im Hauptquartier der Gilden-Initiative statt. Malice und Gräfin Anise standen an der Tür und gingen nahezu unter in der überwältigend bürokratischen Atmosphäre. Malice war ruhelos wie ein Charr-Welpe vor einem Übungskampf; die Gräfin hingegen war so richtig in ihrem Element, umgeben von großen Namen und vermutlich ein wenig übereifrig für den Fall, dass sie alles stehen und liegen lassen und Königin Jennah schützen musste, falls jemand mit Dolchen um sich warf (mit richtigen, nicht im bildlichen politischen Sinne). Ich glaube, ich kann Malice besser verstehen.

Bevor es losging, schlug Anise vor, ich solle mich unters Volk mischen. Also lief ich ein bisschen herum. Seit der Zusammenkunft und außerhalb von Kriegsvorbereitungen habe ich noch nie jemanden gesehen, der sich so sehr um Diplomatie bemühte. Leider endete es ja damals mit einem Drachenangriff. Ich muss also eine gewisse Vorsicht walten lassen, aber ich gebe gern zu: Man hat sich wirklich größte Mühe gegeben. Die derzeitige Delegation repräsentiert ja nur einen kleinen Fußabdruck auf dem Globus, aber es gibt Repräsentanten aus verschiedenen Teilen von Cantha, Elona, Maguuma, Kryta und Ascalon. Sogar das Herrschaftsgebiet der Winde hatte einen Boten entsandt, der sich Notizen machen sollte. Bestimmt gibt es für eine solche Versammlung auch jede Menge Gegenwind, aber zu sehen, wie wir das mehr oder weniger hinkriegen ... also, es scheint die richtige Zeit für einen solchen Versuch zu sein.

Als es dann endlich losging, lag eine unausgesprochene Spannung in der Luft. Schließlich waren es die Kryptis, die uns zusammengeführt hatten, und wenn man bedenkt, was das für ungewisse Umstände waren, war es kein Wunder, dass sich alle ein wenig steif gaben. Skarti und Dagonet sprachen über die Heilung in Hoelbrak und im Hain – und über den andauernden Einfluss von Mordremoth, Jormag und Primordus auf die Sylvari und Norn. Ludo referierte darüber, wie Rata Sum nun in die globale Debatte mit hineingezerrt wurde. Crecia berichtete von Bangars Gerichtsverfahren und den immer lauter werdenden Rufen nach einem neuen Khan-Ur. Kaiserin Ihn sprach von Canthas Integration. Die Welt war nun doch nicht untergegangen, und sie machten sogar beachtliche Fortschritte.

Königin Jennah war die letzte Rednerin. Sie schilderte, wie wir alle unter den Klauen der Alt-Drachen gelitten hatten und wie dieses Leiden uns dem Frieden näher gebracht hatte, indem es zur Gründung der Allianz führte. Sie erwähnte schließlich auch die direkten Angriffe der Dämonen, die ja der Auslöser dafür waren, dass sich endlich etwas in Bewegung setzte. Skarti, Dagonet und Ludo trugen Einzelheiten zu den Überfällen vor, die ihre Städte erleiden mussten. Es war alles sehr viel schlimmer, als ich mir vorgestellt hatte. Jennah drückte ihr Bedauern aus und bekräftigte, dass diese Todesfälle nicht akzeptiert werden konnten. Und dann ... nun, zum Glück war ich darauf gefasst gewesen. Jennah deckt die Identität der Kryptis auf, und während sich im Raum noch Furcht und Verwirrung breitmachten, erschien auf einmal Isgarren. Der alte Mann legte einen wirklich grandiosen Auftritt hin. Und so wurde die Existenz der Astralwache im Guten wie im Schlechten dem Rest von Tyria offenbart.

Kurz darauf kam auch Frode nach, leicht irritiert vom allzu theatralischen Gehabe des Zauberers. Als daraufhin keine Ruhe einkehrte, meldete ich mich freiwillig, um mit den anderen Delegierten zu sprechen und zu versuchen, ihre Aufregung zu dämpfen. Crecia, der die ganze Sache allmählich über den Kopf wuchs, stimmte zu. Die Reaktionen der verschiedenen Abgesandten deckten das ganze Spektrum ab, von misstrauisch zu wutentbrannt. Es gibt so viele Fragen. Warum erst jetzt? Warum haben sie nicht früher eingegriffen? Ich würde selbst gern hören, was Isgarren auf manche davon zu erwidern hat ...

Als die erhitzten Gemüter sich etwas abgeregt hatten, ging das Gipfeltreffen weiter. Isgarren und Frode – in erster Linie Frode – versuchten, die Fragen der Gruppe zu beantworten und Anteilnahme für ihre verständliche Bestürzung zu zeigen. Sie erklärten, dass die Kryptis nun unter Kontrolle seien, vielleicht mit Ausnahme einiger Unverbesserlicher, die womöglich noch ab und zu durchschlüpfen könnten. Einige besonders heftige Einzelheiten wurden aber möglichst ausgeblendet. Das ist wahrscheinlich besser so; ich weiß ja nicht, wie begeistert der Rest des Rates wohl von Peitha wäre. Oder von der Tatsache, dass wir einem Dämonenkönig zu seiner Krone verholfen haben.

Isgarren warnte, dass man die Kryptis als Vorzeichen zu betrachten habe und die Welt nach dem Tod von Soo-Won nun stark verändert sei. Der Schleier zwischen Tyria und den Nebeln war noch nie so dünn, und wir müssen auf das vorbereitet sein, was als Nächstes kommen könnte. Wie man mir schon mehrfach versichert hat, sind wir jetzt wie Blut im Wasser. Königin Jennah schlug vor, dass wir alle erst einmal nachdenken und uns dann vielleicht in kleineren Gruppen beraten sollten, um die Ereignisse des Tages zu diskutieren und uns auf unser weiteres Vorgehen zu konzentrieren. Isgarren erklärte sich bereit, auch mit jedem einzeln zu sprechen und dabei verbliebene Fragen möglichst zu klären. Daraufhin ließ die Spannung im Saal allmählich etwas nach.

Als die Gruppe sich aufteilte, rief mich Crecia zur Feuerstelle, wo sie, Königin Jennah, Dagonet, Isgarren und ihre Begleiter verweilten. Dagonet brachte sofort die Sprache darauf, wie die Königin denn wohl von alledem erfahren hatte. Natürlich steckte Anise dahinter – ich werde sie später noch daran erinnern. Isgarren wiederholte alles, was er der größeren Gruppe erzählt hatte, und warnte auch erneut, dass alle Nationen sich auf weitere Bedrohungen durch Nebelgeborene einrichten sollten. Die Kryptis waren ja nur ein Teil der Vielfalt, und alle, die sich während der Vorherrschaft der Alt-Drachen von Tyria ferngehalten hatten, könnten jetzt viel weniger Bedenken haben, noch einmal vorbeizuschauen. Ich halte große Stücke auf Aurene, aber sie allein stellt einfach nicht dieselbe Bedrohung dar wie ein ganzes Pantheon von Alt-Drachen.

Es hieß, wir sollten uns vorbereiten. Verbündete suchen und Freundschaften schließen. Darauf konnten sich alle einigen. Als Friedensangebot gab Frode gewisse Informationen zu den Tiefland-Kodan preis, einer isolierten Kolonie von Kodan, die nahe der Grenze zwischen Kryta und Janthir ansässig ist. Königin Jennah hatte von ihnen gehört und meinte, es könne sein, dass ihr Vater früher einmal zu ihnen Kontakt aufgenommen hatte. Aber in Zeiten, in denen Verbündete mit Gold aufgewogen werden, ist ein strategischer Hinweis immer willkommen. Jennah war ebenfalls der Meinung, dass es in Anbetracht der Lage für die Allianz von Vorteil sein konnte, sich an die Kodan zu wenden. Frode schlug vor, ich solle mich daran beteiligen, da ich ja sowohl die Astralwache als auch Tyria selbst repräsentiere. Malice, die als Gesandte für das Sammeln von Informationen zuständig ist, bot an, mich zu begleiten. Und so nahm mein Auftrag Gestalt an.

Janthir. Ein gefährlicher Ort. Es erinnert mich an Caudecus, den Weißen Mantel ... die Mursaat. Alles Legenden, die selbst Dolyak-Milch gerinnen ließen. Und ich habe mich bereit erklärt, diesen Marsch anzuführen.

Ich will nicht behaupten, dass mir diese Mission nicht zweifelhaft vorkommt. Eine Reise in eines der am wenigsten erforschten Territorien im zugänglichen Teil von Tyria, um mich mit einer isolierten Kodan-Kolonie anzufreunden? Ich versuche immer noch, meine Erwartungen der Realität anzupassen, aber eins muss ich Isgarren lassen: Ich hätte nie gedacht, dass er die Astralwache so bald entschleiern würde, auch wenn der Zeitpunkt wohl etwas tollkühn gewählt war. Es ist besser, dass die Leute jetzt Bescheid wissen und ich dieses Geheimnis nicht mehr mit mir herumtragen muss.

Und ein bisschen in der Wildnis herumzustromern, ist vielleicht genau das, was ich jetzt brauche. Ein bisschen Diplomatie anstelle des fortlaufenden Kriegsdienstes – da fühle ich mich doch gleich wieder als Kommandeur.

Datei:Unbekanntes Territorium.jpg Mission 2
Unbekanntes Territorium
Ich reiste nach Götterfels, um mich dort mit Gräfin Anise zu treffen. Die Astralwache hat zwischen der Stadt und dem Mondlager – einem ihrer Außenposten am südlichsten Zipfel von Janthir – ein Portal eingerichtet. Das wird für die Dauer dieser Mission unsere Operationsbasis sein. Anise warnte mich, dass die Unterkunft wohl recht luxuriös sei, aber von der Astralwache bin ich ja inzwischen einen gewissen Hang zum Theatralischen gewohnt.

***

Als ich durch das Portal ins Mondlager trat, wartete Malice auf mich. Sie lebte sich bereits in ihrer neuen Umgebung ein und nahm alles begierig in sich auf. Zu meiner Überraschung fand ich Caithe an ihrer Seite. Sie erklärte, dass sie auf Dagonets Geheiß dabei war; es erschien mir als diplomatische Geste. Ich habe ein bisschen den Verdacht, dass sie dringend ein Abenteuer brauchte, nachdem Aurene in ihren tiefen Schlummer gefallen war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand aus Klinge des Schicksals mit einer Schreibtischtätigkeit zufrieden wäre.

Die beiden unterhielten sich mit Vanak, einem Repräsentanten der Astralwache, an dessen Seite ich in Amnytas kurz gekämpft hatte. Bevor ich mich akklimatisieren konnte, sagte man mir, dass Frode mich allein sprechen wollte. Ich fand ihn in seinem provisorischen Büro, müde und über einen Schreibtisch gebeugt, von wo aus er die Eingewöhnung der Tyrianer verwaltete.

Seit alles sich so nahtlos ineinandergefügt hatte – die Tyrianische Allianz und diese plötzliche Reise nach Janthir im Namen der Diplomatie –, hatte ich erwartet, dass da noch ein dickes Ende nachkam. Es passte einfach alles zu gut. Frode wollte wissen, ob ich schon einmal von Wartender Kummer gehört hatte, als ich mit der Astralwache gegen die Kryptis kämpfte. Der Name kam mir bekannt vor, und er erinnerte mich daran, dass sie es war, die das Herz des Obskuren erschaffen hatte. Ich glaube, sie war früher Leiterin der Bastion des Himmlischen. Sie gilt seit zweihundert Jahren als vermisst und man nimmt an, dass sie sich bei den Kodan in Janthir versteckt hält.

Isgarren hatte sie als "Schurkin" bezeichnet, aber Frode warnte mich, dass Dagda Isgarrens Ansicht durchaus nicht teilte. Er betonte außerdem, dass unabhängig von diesem geheimen Beweggrund die Tiefländer tatsächlich hervorragende Verbündete für die Allianz abgeben würden. Die Mission wird also vermutlich ein Erfolg, ob wir nun unser eigentliches Ziel entdecken oder nicht.

Bevor er mich wieder wegschickte, gab er mir noch weitere Informationen: Diese Kodan sind Nomaden; sie siedeln für rund hundert Jahre an einer Stelle und ziehen dann um an einen anderen Ort in der Region, sobald es ihnen passt. Außerdem ist ihnen Magie höchst suspekt. Gut zu wissen.

Nach meinem aufschlussreichen Gespräch mit Frode ging ich zurück zu den anderen. Bevor wir in die Wildnis loszogen, um einen ersten richtigen Eindruck von Janthir zu gewinnen, zeigte uns Vanak alles im Mondlager und erzählt uns alles Mögliche über die Region. Gerüchte über eine verlassene Stadt der Mursaat irgendwo auf den Inseln und Relikte des Weißen Mantels; wilde Tiere und tiefe, dichte Wälder. Ich hatte sowieso schon das Gefühl, dass in Janthir Gefahren lauerten, und die Erkenntnisse der Astralwache bestätigten das.

Im Anschluss an den Rundgang verließen Malice, Caithe und ich das Mondlager und stießen in den dichten Wald vor. Uralt. Ein wenig gruselig. Friedlich.

Ja, und dann wurden wir von einem Wolfsrudel angegriffen. Und von Valravn, die hier in der Gegend ihr Unwesen trieben. Das war mal eine nette Begrüßung.

***

Nachdem die Bedrohungen ausgeschaltet waren, drangen wir weiter in den Wald vor. Wir fingen ein Signal der Astralwache auf – einen Notruf. Da wurden Späher der Wache angegriffen – offenbar von etwas Großem. Wir folgten ihrer Spur und wehrten angreifende Kreaturen ab, während wir durch die Bäume vordrangen.

Als wir schließlich auf die beiden Mitglieder der Wache stießen, kämpften sie um ihr Leben gegen eine fremdartige Bestie. Eine Kriegsklaue, glaube ich? Ich dachte nicht, dass sie jemals die Nebel verlassen.

Bevor wir das Untier auch nur ankratzen konnten, stürzte sich eine Jagdgesellschaft der Kodan ins Getümmel. Die Verbündeten, die wir gesucht hatten, kamen also von selbst zu uns. Ihre Anführerin forderte uns auf, innezuhalten und wies uns an, das Tier auf andere Weise zu beruhigen. Zu diesem Zweck gab sie uns eine Salbe, und überraschenderweise funktionierte es.

Als auf der Lichtung wieder Ruhe herrschte und das Biest sich abgeregt hatte, sah sich die Tiefländerin die beiden Mitglieder der Astralwache näher an. Sie stellte sich zögerlich als Stacheltal vor und bot an, uns vor der Abenddämmerung in ihr Dorf zu geleiten, denn nach Sonnenuntergang war es im Wald noch viel gefährlicher.

Ihre Untergebenen beobachteten still und aufmerksam unseren Aufbruch ins Dorf.

***

Wir folgten Stacheltal zurück ins Dorf. Es war nicht allzu weit. Die Kriegsklaue, von den Tiefland-Kodan als "Wanderling" bezeichnet, zeigte sich unterwegs ein wenig aufgeregt. Wir konnten sie gerade rechtzeitig beruhigen, bevor wir die Tore der "Erntehöhle" erreichten, des Tiefländer-Dorfs.

Stacheltal brachte mich zu einem Pferch für den Wanderling und gab mir ein Gebräu, das ich ihm einflößen sollte. Das Tier wurde dadurch so gelassen, dass es mich in seiner Nähe duldete. Es ist ja eigentlich immer so, dass ein bisschen Essen die Laune verbessert.

Als der Wanderling es sich im Pferch bequem machte, unterbrach uns eine andere Stimme. Standfeste Erle, die Klaue der Tiefland-Kodan, sah zuerst Stacheltal an, dann uns, und fragte nach unserem Begehren. Er stellte sich kurz vor und brachte uns dann schnurstracks zur größten Hütte im Herzen des Dorfs. Vielleicht war er so in Eile, damit seine Leute ruhig blieben – oder er wollte seinem unerwarteten Besuch imponieren.

Er führte uns in die Versammlungshalle, mitten hinein in die dort stattfindende Ratssitzung. Er fackelte nicht lange und stellte uns als die Tyrianische Allianz vor – so als würde er einen Verband von einer frischen Wunde reißen. Der Rest des Rates war skeptisch; die Unterhaltung verstummte sofort. Einer der jüngeren Kodan sagte etwas von "Fremden in allen Landen". Daraufhin wollte ich von den Kryptis berichten, aber Standfeste Erle schüttelte den Kopf. Offenbar sehen sie sich hier einer anders gearteten Bedrohung gegenüber und sind noch nicht bereit, davon zu sprechen.

Was diese Bedrohung auch sein mag – ich tat das, was man mir aufgetragen hatte: Ich bot ihnen an, der Tyrianischen Allianz beizutreten – als Verbündete in einer Welt, wo Freunde zu haben von großer Bedeutung ist. Die Klaue schien nicht allzu begeistert zu sein; zwar nicht ablehnend, aber auch nicht besonders interessiert. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt.

Nachdem die Unterhaltung beendet war, lud er uns ein, den Rest des Dorfrates kennenzulernen und uns im Dorf umzusehen. Die Tiefländer scheinen einem einzigen Anführer zu folgen, der Klaue, der seinerseits von mehreren Oberhäuptern gewisser Disziplinen beraten wird, den "Meistern". Bisher bin ich Feuersegen begegnet, der Kriegsklauen- bzw. "Wanderling"-Meisterin; Fahle Aurora, der Meisterin des Heilens; Dröge Flechte, dem Meister der Lehren; und Stacheltal, der Speermeisterin. Außerdem stellte man mir den Sohn der Klaue vor, Pochender Pfeil, "Poky" genannt, dessen keckes Auftreten mich an das naive Selbstvertrauen der Jugend zurückdenken lässt. Sein Vater trug ihm auf, uns das Dorf zu zeigen. Das wird sicher ebenso kurzweilig wie informativ.

Datei:Diplomatie und Entdeckung.jpg Mission 3
Diplomatie und Entdeckung
Da der Sohn der Klaue seinen Pflichten als Fremdenführer nicht nachkommen wollte, erkundeten Malice, Caithe und ich Erntehöhle auf eigene Faust. Es ist ein recht malerisches Dorf. Man könnte leicht vergessen, dass es mitten in der trügerischen Wildnis von Janthir liegt. Trotz unserer abrupten Ankunft haben uns die Bewohner mit großer Gastfreundschaft empfangen, obwohl sie gleichzeitig ein verständliches Misstrauen an den Tag legen.

Auf meinem Rundgang trainierte ich ein wenig Speerkampf und machte mich mit den einheimischen Kriegsklauen, die sie hier "Wanderlinge" nennen, vertraut. Beides gehört zu den Grundlagen der Tiefländer-Kultur, und ich hoffe, dass man mir meine Teilnahme wohlwollend anrechnen wird. Die Tiefland-Kodan üben sich schon als Jungbären in diesen Disziplinen und entwickeln entsprechend eine starke Affinität zu beiden. Zum Überleben in der rauen Tundra ist das eine kluge Strategie.

Eines aber ist den Tiefländern viel weniger geheuer, nämlich die Anwendung von Magie. Abgesehen von Kräuterkunde und einigen anderen auf der Natur basierenden Praktiken stehen sie der Magie ablehnend gegenüber. Damit bilden sie sozusagen den Gegenpol zur Astralwache. Einige der Einheimischen stehen den Bemühungen der Astralwache, ihnen die Hand zu reichen, aufgeschlossen gegenüber und binden sogar etwas Magie in ihre tägliche Arbeit ein. Man könnte aber auch sagen: Die Kodan sind so gutmütig, dass sie die Launen der Astralwache geduldig ertragen.

Caithe und Malice hatten auch vollauf zu tun. Als frühere Schurkin versteht es Caithe recht gut, sich gleich zu Anfang bei den Leuten beliebt zu machen. Die Einheimischen scheinen sie zu mögen, was auf Gegenseitigkeit beruht. Seit wir hier sind, wirkt ihr Blattwerk schon um einiges frischer. Malice, fleißig wie immer, hat sogleich damit begonnen, Informationen zu sammeln – mit anderen Worten: unsere Gastgeber zu belauschen. Man munkelt von "Fremden", die den Kodan Sorge bereiten. Wir sollten den Tiefländern unsere Unterstützung zusichern; das hilft bestimmt, ihr Vertrauen zu erwerben und die diplomatische Bande zu stärken. Dafür müssten wir allerdings erst mehr über diese sogenannten Fremden und ihren Aufenthaltsort in Erfahrung bringen. Zum Glück haben wir ja dafür die richtigen Leute dabei.

***

Als ich wieder auf dem Weg zu Standfeste Erle war, bat mich Frode, kurz bei ihm vorbeizuschauen, um über das Erlebte zu reden. Die Wache hatte ebenfalls von den mysteriösen "Fremden" gehört, obwohl auch sie kaum mehr darüber weiß. Ebenso ist die Suche nach Wartender Kummer noch nicht sehr weit gediehen. Abgesehen von Isgarrens Behauptungen und einigen Angaben von Dagda zu ihrem Verschwinden haben wir praktisch keine Anhaltspunkte. Bisher passt Speermeisterin Stacheltal noch am besten zur (leider reichlich knappen) Beschreibung von Wartender Kummer. Sie ist ungeheuer stark, und ihr scheint nichts zu entgehen. Das beweist aber noch gar nichts. Ich werde mich weiter nach Hinweisen umhören, und Frode arbeitet auf seine Weise weiter daran.

Bevor ich ging, sprach ich noch mit Vanak, der das Auftreten mehrerer Risse erwähnte. Mit dem Herz des Obskuren hatte ich sie schnell beseitigt. Die Feinde, die aus den Rissen strömten, waren jedoch Wesen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte, und definitiv keine Kryptis. Ich erstattete Vanak Bericht. Meine Entdeckung schien ihn zu beunruhigen. Eines steht jedenfalls fest: Janthir macht seinem Ruf, unbekannte Gefahren zu bergen, bereits jetzt alle Ehre.

Datei:Trautes Heim.jpg Mission 4
Trautes Heim
Nachdem wir ein wenig Zeit in Erntehöhle verbracht hatten, lud mich Standfeste Erle ein, etwas weiter nördlich seine frühere Heimstatt zu besuchen. Zu Anfang war ich erstaunt, dass sein Anwesen so verwahrlost aussah. Der schmerzhafte Grund hierfür wurde mir aber bald schon klar. Hier hatte einst die Familie der Klaue gewohnt, aber nach dem Tod von Seidenwehr, Erles Partnerin und Pokys Mutter, hat sich niemand mehr darum gekümmert. Sie hatte sich im Norden der Bewegung angeschlossen, die Jormags Aufstieg verhindern wollte, und kam dabei auf tragische Weise ums Leben.

Ich kenne die Klaue und seinen Sohn ja erst seit kurzer Zeit, aber trotzdem rührt mich ihr Schicksal. Ich bin kein Experte für Herzensangelegenheiten, aber selbst ich weiß, dass man einen so großen Verlust niemals ganz verwinden kann. Und Pochender Pfeil hat ihn außerdem in einem besonders sensiblen Alter erlitten. Trotz seiner gelegentlich haarsträubenden Eskapaden und seiner gleichgültigen Einstellung, was Verantwortung betrifft, besitzt Pochender Pfeil eine bemerkenswerte Stärke. Ihm ist bereits so viel genommen worden. Und doch geht er erhobenen Hauptes durchs Leben und ist ein Lichtblick für sein Umfeld.

Ich führte ein paar längst überfällige Arbeiten an der Heimstatt aus, um die Last der Familie etwas zu erleichtern. Ich hatte nichts im Gegenzug erwartet, aber Standfeste Erle belohnte mich weit großzügiger, als ich mir hätte träumen lassen. Er machte mir die Heimstatt zum Geschenk! Mir ist natürlich klar, dass das Anwesen für ihn eher eine emotionale Last darstellt als einen wertvollen Besitz, aber dennoch bleibt es ein wahrhaft großmütiges Geschenk. Ich frage mich natürlich, ob diese Geste nicht auch diplomatische Gründe hatte. Egal ... ich habe jetzt mein eigenes Zuhause! Dieses Konzept hatte ich noch nie ins Auge gefasst. Es war mir kaum jemals in den Sinn gekommen, mich irgendwo dauerhaft niederzulassen. Aber nach all diesen Jahren des Umherziehens fühlt es sich gut an, einen Ort zu haben, wo ich die Füße hochlegen kann. Jetzt brauche ich nur noch etwas, worauf sie liegen können ...

***

Wie Standfeste Erle mir geraten hatte, suchte ich Hurtiger Lahar auf, den Heimstättenmeister des Dorfes. Leider habe ich ihn wohl auf dem falschen Fuß erwischt. Lahar war nicht begeistert, dass ich und nicht er den Auftrag erhalten hatte, Erles Heimstatt zu renovieren. Schließlich war er ein langjähriger Freund und ich nur ein Gast. Ich habe das Gefühl, Erle wollte die Aufgabe lieber einem Außenseiter übertragen, gerade weil sie ihm so wichtig war. Zum Glück wurde Lahar bald milder gestimmt, als er sah, dass ich bereit war, hart zu arbeiten. Sobald er mir vertraute, zeigte er mir, wie ich mein allererstes Möbelstück bauen sollte – das Bett. Das wird mir jedenfalls noch sehr zustatten kommen!

Ich lernte auch seine Frau kennen, Geduldige Weide, eine hochtalentierte Weberin. Die beiden geben ein seltsames Paar ab, auch wenn ihre Fachgebiete sich durchaus ergänzen. Weide zeigte mir ein traditionelles Webmuster für eine Decke, die mein neues Bett schmücken soll. Die bildhaften Motive der Decke stehen augenscheinlich für "neue Anfänge". Das ist ja nun wirklich sehr passend.

***

Ich kehrte nach meinem Besuch bei Hurtiger Lahar und Geduldige Weide zurück zu Standfeste Er– also, zu meiner Heimstatt. Als sie das Bett und die Decke dazu sahen, waren Standfeste Erle und Pochender Pfeil ziemlich beeindruckt von meinem handwerklichen Geschick. Erle war besonders fasziniert von dem Webmuster, das Weide ausgesucht hatte. Es schien in ihm Erinnerungen zu wecken. Für Nostalgie war aber gerade wenig Zeit. Fahle Aurora kam hinzu; Stacheltal hatte sie gebeten, mich zu suchen. Offenbar braucht man mich am Jagd-Außenposten. Mir ist nicht ganz klar warum, aber ich werde bald hingehen, um es herauszufinden. Ich habe Erle und Poky versichert, dass meine neue Heimstatt ihnen jederzeit offensteht. Aber ich denke, sie hätten jetzt ganz gern ein bisschen Zeit für sich, um sich von ihrem Zuhause zu verabschieden, wenn auch nur symbolisch. In der Zwischenzeit habe ich ja genug zu tun.

Datei:Im Einsatz verschollen.jpg Mission 5
Im Einsatz verschollen
Ich begab mich zum Jagd-Außenposten und traf mich dort mit Speermeisterin Stacheltal. Sie erzählte mir, dass der Außenposten als Anlaufstelle zur Hege des Wildes diente, aber auch, um das Wildbret zur Ernährung des Dorfes zu präparieren. Sie sprach auch von der Philosophie der Tiefland-Kodan, dass man nicht mehr nehmen dürfe, als man zurückgeben könne, und wie wichtig das Knüpfen von Beziehungen zum Überleben sei. Daher legte sie mir nahe, etwas Zeit mit den Wanderlingen zu verbringen, die dort frei herumlaufen. Sie sagte aber nichts davon, weshalb sie mich herbestellt hatte. Diese merkwürdige Verschlossenheit diente kaum dazu, mein Misstrauen zu besänftigen – obwohl ich es zunächst einfach nur ihrer Vorsicht zuschrieb. Jedenfalls nutzte ich die Gelegenheit, mir den Außenposten und seine Umgebung näher anzusehen. Dabei stieß ich auf ein weiteres Ratsmitglied, den Jagdmeister Breiter Krater, der sich gerade um das Gehege der Kriegsklauen kümmerte. Nachdem ich im Außenposten ein bisschen ausgeholfen und mich auch näher mit den Wanderlingen beschäftigt hatte, ging ich wieder zu Stacheltal. Diesmal wollte ich eindeutige Antworten von ihr.

Und ich erhielt auch Antworten. Zum Beispiel hatte Malices Detektivarbeit voll ins Schwarze getroffen. Was sie über die Fremden und die Besorgnis der Kodan herausgefunden hatte, entspricht der Wahrheit, und es besteht in der Tat Handlungsbedarf. Stacheltal teilte mir mit, dass ein Spähtrupp, angeführt von Kriegsklauen-Meisterin Feuersegen, ausgezogen war, um etwas über die Fremden und ihren Aufenthaltsort herauszufinden. Wenn ich an die Ratssitzung der Tiefländer zurückdenke, erinnere ich mich, dass sie mir recht angespannt vorgekommen war. Da ich jetzt weiß, wie es weiterging, hat sie sich wohl zu Recht Sorgen gemacht. Stacheltal sagte, dass der Rat seit ihrem Aufbruch weder Feuersegen noch ein anderes Mitglied des Spähtrupps irgendwie hatte erreichen können. Auch die Durchforstung der Wildnis im Umkreis hatte keine Ergebnisse gebracht.

Nachdem sie mich informiert hatte, bat mich Stacheltal, bei der Suche nach dem verschollenen Spähtrupp zu helfen. Ich habe natürlich meine Unterstützung zugesagt, genau wie Caithe und Malice. Wir wollen zusammen in die Wildnis losziehen und versuchen, die Spur aufzunehmen. Wir kennen uns zwar dort in der Natur nicht so gut aus wie die Tiefland-Kodan, aber wir sind dafür hervorragende Fährtenleser. Wenn wir auch nur eine Kleinigkeit finden können, die uns in die richtige Richtung weist, können wir vielleicht die Späher aus welcher Gefahr auch immer erretten. Zu allem Überfluss warnte uns Stacheltal auch noch vor einem dicken Nebel, der vom Wasser aus heraufziehen würde. Eingeschränkte Sicht können wir jetzt natürlich gar nicht gebrauchen, auch wenn wir einen Wanderling dabeihaben. Aber wir haben keine Zeit, uns die Sache noch einmal zu überlegen. Wir müssen da raus, mit der Suche beginnen und uns so gut es geht durchschlagen, sonst kommt für die Späher jede Hilfe zu spät.


***

Entsetzlich. Anders lässt sich das Geschehene nicht beschreiben. Aber ich will von Anfang an berichten.

Ich traf mich mit Caithe und Malice im Delta, und wir begannen zu suchen. Wie befürchtet legte sich der Nebel wie ein grauer Wolkenschleier vor unsere Augen. Wir wanderten durch den Wald und verloren immer mehr die Orientierung. Es ist leicht nachzuvollziehen, wie man sich an einem solchen Ort verirren kann, und sei man auch noch so erfahren. Wir mühten uns vorwärts; der Nebel wurde mit jedem Atemzug dicker und roch immer übler. Je weiter wir marschierten, desto beklommener wurde uns zumute, so als würden unsichtbare Augen zwischen den Bäumen lauern. Beobachtend ... abwartend .... Und dann kam der Überfall. Der erste von vielen. Wir kämpften gegen Rudel von unheimlichen Wesen, die aus fauligen Klumpen vermoderter Erde zu bestehen schienen. Eigentlich sahen sie nicht viel anders aus als die Kreaturen, die mir begegnet waren, als ich für Vanak die Risse geschlossen hatte. Diese Umgebung machte sie nur noch unheimlicher.

Dann fanden wir die Leiche. Die Erste. Ihrem Zustand nach war sie schon vor einiger Zeit in Verwesung übergegangen. Wir dachten deshalb, sie müsse schon lange vor dem Aufbruch des Spähtrupps den Tod gefunden haben. Aber dann entdeckten wir die anderen. Die Toten lagen wie leere, fortgeworfene Hüllen auf dem kalten Boden verstreut. Auf vielen Schlachtfeldern hatte ich schon erlebt, wie der Tod den Körper verändert. Aber das hier ... Es sah aus, als wäre die Seele selbst infiziert worden und hätte den Körper von innen heraus verfaulen lassen. Und dann erst der Gestank ... Er stach mir in die Nase und schien sich geradewegs durch den Hintergrund meiner Augen zu brennen. Diese Erinnerung werde ich sicher nie mehr los.

Plötzlich erklang in all diesem Grauen eine Stimme – schwach, aber deutlich. Ich suchte nach Lebenszeichen in diesem Gemetzel und erspähte Feuersegen, die einzige Überlebende des Trupps. Von Wunden übersät war sie zusammengebrochen. Wir rannten los, um ihr zu helfen, und waren fest entschlossen, sie nach Hause zu schaffen, solange noch ein Funken Leben in ihr war. Und in diesem Augenblick beschloss er, sich zu zeigen. Der "Fremde".

Wenn das stimmt, was Malice uns mit Nachdruck versichert, ist er allerdings den Geschichtsbüchern gar nicht so fremd. Sie hält dieses Geschöpf für einen Titanen. Natürlich hatte bisher noch niemand von uns mit eigenen Augen einen gesehen. Aber ich habe Geschichten gehört und die Legenden gelesen. Er überragte uns bei Weitem und sah definitiv aus, wie eine Kreatur, die in uralten Grüften ihr Unwesen trieb. Bevor wir seine Ankunft noch richtig verdaut hatten, war es schon geflohen und hinterließ einen Diener, der an seiner Stelle kämpfen sollte. Ein erstklassiges Manöver für einen Feigling.

Nach einem langen, hitzigen Kampf hatten wir die Bestie überwältigt. Dann überlegten wir, was als Nächstes geschehen müsse. Am wichtigsten war es jetzt, Feuersegens Wunden behandeln zu lassen. Angesichts der uralten historischen Fehde fiel es Malice am schwersten, den Kampf vorerst auszusetzen. Aber wenn wir gegen diese legendären Monster überhaupt eine Chance haben wollen, müssen wir überlegt kämpfen und nicht impulsiv. Wir bringen Feuersegen in Sicherheit, und was danach passieren muss, ist wohl ebenso klar. Dann muss die Allianz zur Beratung zusammentreten.

Datei:Fremde in allen Landen.jpg Mission 6
Fremde in allen Landen
Die Tyrianische Allianz wurde offiziell zu einem zweiten Gipfel zusammengerufen, um zu besprechen, was Caithe, Malice und ich in Janthir vorgefunden haben. Es ist an der Zeit, herauszufinden, was der Rest der Welt davon hält.

***

Standfeste Erle traf mich vor der Versammlungshalle – hier würde er zum ersten Mal dem Rest des modernen Tyria begegnen. Er war etwas nervös, aber gut vorbereitet. Sein Volk ist in Gefahr, und als Klaue wird er es immer über sich selbst stellen.

Im Raum herrschte eine gespannte Atmosphäre, als wir eintraten. Ich nahm meinen Platz auf dem Podium ein, und schon ging es los. Die Astralwache bestätigte, was Malice bei der ersten Begegnung sofort erkannt hatte: In Tyria trieben tatsächlich wieder Titanen ihr Unwesen, dämonische Kreaturen aus den Nebeln. Bis jetzt hatte man angenommen, dass sie in Tyria ausgerottet waren.

Aus dem Saal wurden wachsende Besorgnis, Verwirrung, Beunruhigung und Furcht laut. Ausgerechnet in diesem schwierigen Moment erschien Livia in der Tür und heizte die Stimmung noch mehr an. Sie meinte, man müsse Legavo verwenden, das Zepter von Orr. Diese antike Seher-Waffe wurde geschaffen, um Geschöpfe aus den Nebeln zu beherrschen oder zu manipulieren. Niemand konnte genau sagen, ob das Ding wohl tatsächlich funktioniert, aber einige im Rat waren dennoch bereit, das Risiko einzugehen, um diese Bedrohung so rasch wie möglich auszuschalten. Da keine Einigkeit erzielt werden konnte, rief ich zur Abstimmung auf. Königin Jennah und Ludo sprangen sich fast an die Kehle, aber sie erkannten zumindest, dass keine von ihnen nachgeben würde. Es gab eine kurze Unterbrechung, sodass jeder seinen Standpunkt noch einmal überdenken konnte.

Als alle ihren Entschluss gefasst hatten, stimmte der Rat darüber ab. Wir werden das Zepter nicht verwenden; den meisten Delegierten war das Risiko zu hoch. Daher beorderte Gräfin Anise Malice, Caithe und mich zusammen mit Standfeste Erle zurück nach Janthir, um dort weiterzuforschen und das Ausmaß der Bedrohung zu eruieren. Ich brachte Erle auf den Weg; ich will mich noch etwas vorbereiten und reise dann auch wieder nach Erntehöhle.

Wir wollen mal sehen, ob man einen Titanen überhaupt töten kann.

***

Als ich ins Dorf zurückkam, war Pochender Pfeil völlig in Panik. Fahle Aurora hatte Erntehöhle allein verlassen und verfolgte vermutlich den Titanen und eventuelle Überlebende, die er mit sich geschleppt haben könnte. Sie war geradewegs zu den Inseln aufgebrochen. Unbegleitet. Ich befürchtete, der Junge würde sich in den Kampf stürzen, egal ob ich mitkam oder nicht. Deshalb segeln wir jetzt direkt in den Sturm hinein.

***

Poky führte uns durch die Bucht und zur ersten Insel. Es war feucht und gruselig und unheimlich still, als wir aus dem Skiff stiegen und an Land gingen. Wir wandten uns nach Westen, wo wir auf die Kadaver dieser scherbenartigen Wesen stießen, bei denen ich inzwischen davon ausgehe, dass sie mit dem Titanen verbunden sind. War das Fahle Auroras Werk? Wir konnten uns aber nicht lange dort aufhalten, denn noch mehr von ihnen überfielen uns auf dem Pfad.

Auf dem Weg nach Westen entdeckte Poky vor uns im Sumpf eine Lichtung – und Fahle Aurora. Wir hatten sie endlich eingeholt.

***

Fahle Aurora, etwas zu kühn für eine Heilerin vom Zittergipfel, hatte sich vor dem Titanen aufgebaut. Er nannte sich Greer und sah offenbar in uns keine Bedrohung.

Aurora sagte Poky, er solle fliehen, aber er weigerte sich. In einem verzweifelten Versuch, Poky am Leben zu halten, stürzten wir uns in den Kampf. Aurora zeigte sich erstaunlich gelassen, was mich unter diesen Umständen verwunderte. Sie suchte sofort nach einer Lösung, um Greers Fäulnis aufzuhalten, die sich durch von Magie durchdrungene Samen rasch verbreitete. Sie wies uns an, Greers Diener zu töten, um dadurch das Schlachtfeld von dieser verdrehten, üblen Magie zu befreien.

Als wir gerade dachten, wir hätten die Oberhand gewonnen, wandte sich Greer stattdessen Poky zu. Bevor der Titan ihn aber angreifen konnte, trat Aurora dazwischen. In diesem Moment ließ sie ihre Fassade endgültig fallen. Als sie einen Zauber wirkte, der die Fähigkeiten einer bescheidenen Heilerin vom Zittergipfel bei Weitem überstieg, gab es keinen Zweifel mehr: Vor uns stand Wartender Kummer. Sie wehrte Greers Angriff mit Leichtigkeit ab.

Jetzt, wo ihre volle Macht zutage trat, fiel es uns nicht schwer, Greer zu überwältigen. Aber jetzt hatten alle nur noch Augen für die verschollene Zauberin. Poky war ziemlich durcheinander; seine Mentorin hatte ihn belogen, und wieder war eine Säule seiner einst so gesicherten Realität eingeknickt. Er sagte mir, er müsse jetzt erst einmal allein sein und ein wenig laufen. Zu diesem Zweck ist er nun unterwegs zu einem Forschungslager in der Nähe.

Als Poky außer Hörweite war, bat ich Wartender Kummer um eine Erklärung. Nachdem ich diplomatische Beziehungen zu den Tiefland-Kodan aufgebaut hatte, war es schließlich meine nächste Priorität, sie zu finden. Mächtig ist sie in der Tat, aber doch nicht so eine Furcht einflößende Abtrünnige, wie man sie beschrieben hat – war das wohl mal wieder eine von Isgarrens melodramatischen Übertreibungen? Sie fragte, ob ich vorhabe, sie zu verhaften; Ihre Sorge galt in erster Linie Poky, nicht den Titanen. Caithe und Malice, die so leicht nichts erschüttern konnte, piesackten sie mit zusätzlichen Fragen: Gibt es noch mehr von denen? Sind wir jetzt in Sicherheit? Wartender Kummer gab sich bedeckt. Sie erwähnte nur, dass der Nebelbrand – von den Nebeln abgestrahlte Energien – auf der Insel zunehmend unnatürliche Störungen verursachte. Sie fragte, ob ich vorhabe, sie zu verhaften, aber falls wirklich noch ein weiterer Titan auf der Insel herumläuft, ist sie vielleicht die richtige Verbündete, um ihn auszuschalten, da sie uns ja bereits geholfen hat, den ersten zu erledigen. Es wird bestimmt nicht einfach sein, ihre Natur vor den Kodan geheim zu halten, die ja von Magie nichts wissen wollen, aber zumindest werden die meisten Mitglieder der Astralwache sie wohl nicht wiedererkennen. Schließlich hat sie ihre wahre Identität schon so lange verbergen können.

Die Lage ist gerade ziemlich angespannt, aber Caithe und Malice haben auf Wartender Kummers Enttarnung lediglich mit Neugier reagiert – unsere Meisterspione sind offenbar durch Geheimnisse nicht zu erschüttern. Während sie über die neuen Entwicklungen beratschlagen, werde ich versuchen, Poky aufzuspüren und zu sehen, wie es ihm geht. Er hat schon soviel mitgemacht und sollte an einem solchen Ort nicht sich selbst überlassen bleiben.

Erfolg Janthir Wilds 2 Akt Icon.png Janthir Wilds: 2. Akt[Bearbeiten]

52. Tag des Stecklings im Jahre 1337 N.E.
Mission Chroniktext
Datei:Gewitterwolken über Janthir.jpg Mission 1
Gewitterwolken über Janthir
Ich wollte mich mit Poky in einem der temporären Forschungslager treffen – die Astralwache und die Tiefländer begeben sich auf die Insel, um die Bedrohung durch die Titanen mit abzuwehren. Aber als ich ankam, begegnete ich stattdessen Standfeste Erle. Er sagte, Poky sei verstört gewesen und Richtung Norden losgezogen, um zur Ruhe zu kommen, nannte aber keine Einzelheiten. Ich nehme an, der Junge hatte ihm nicht viel erzählt, was sicher nur vernünftig war. Erle macht sich Sorgen um seinen Sohn, und bestimmt nicht ohne Grund, aber ich darf Poky nicht dazwischenfunken und mische mich besser nicht in ihre Beziehung ein.

Während Poky etwas Zeit für sich hat, helfe ich auf Erles Vorschlag hin bei der Titanenforschung vor Ort. Feuersegen, die genau wie ich nach einem schlimmen Kampf nicht still sitzen kann, hat sich bereits kopfüber in die Ermittlungen gestürzt. Ihr Spähtrupp ist ums Leben gekommen; sie fühlt sich ihnen gegenüber schuldig, sobald sie sich ausruht – all das kann ich gut verstehen. Da Greer tot ist und wir vorläufig nichts unternehmen können, habe ich angeboten, ihr zu assistieren. Je mehr wir über den oder die Titanen in Erfahrung bringen, desto besser.

Sie hat mich losgeschickt, um den Westen zu kartieren. Obwohl die Tiefland-Kodan sich ein wenig Zeit genommen haben, um die Inseln zu erforschen, befinden wir uns in unbekanntem Terrain. Dicht bewaldete Bereiche, Wildnis, Ruinen des Weißen Mantels, die bleibenden Auswirkungen des Blutstein-Niederschlags ... was auch immer hier passiert ist, es war brutal, und die fortgesetzte Anwesenheit der Titanen hat es nur noch schlimmer gemacht.

Nachdem ich mich grob orientiert hatte, kehrte ich zurück zu Feuersegen. Als letzte Aufgabe hatte sie mich gebeten, Proben von wilden Tieren vor Ort zu sammeln, damit wir feststellen konnten, was sie so veränderte, und warum. Ähnlich wie der Wanderling, den wir in der Nähe des Dorfes überwältigt hatten, sind die Geschöpfe hier angriffslustig und völlig überdreht. Wartender Kummer hatte erwähnt, dass Greer hier in der Gegend überall Nebelbrand verursacht hatte, also dürfen wir das wohl als Ursache annehmen. Vielleicht ist es heilbar; falls nicht, werden wir das schon merken.

***

Als ich gerade das Sammeln von Proben beendet hatte, meldete sich Pochender Pfeil ganz aufgeregt am Kommunikator – der Kleine macht wirklich regen Gebrauch von Malices Geschenk. Während er über Wartender Kummers Enttarnung nachdachte, entdeckte er zufällig Hinweise auf die Anwesenheit eines zweiten Titanen weiter nördlich. Risse im Boden und Fußabdrücke, die zu groß waren, um einem Tier zu gehören. Und er beschrieb einen seltsamen Geruch. Ich sagte ihm, er solle sich nicht vom Fleck rühren, und ich würde sofort in den Norden aufbrechen.

Als ich ihm unweit der Küste begegnete, war das nördliche Forschungsteam bereits damit beschäftigt, sämtliche Spuren dieses angenommenen zweiten Titanen zu sichern. Die bisher gefundenen Hinweise passten zu einem Monstrum, das ganz anders war als Greer: Während er sich im Sumpf wohlfühlte, bevorzugte dieses hier die stürmische Küste. Ich holte eine Anzahl Kodan-Blitzstäbe aus dem Lager und half, sie entlang der Küste zu installieren, in der Hoffnung, dass wir so die Bewegungen der Kreatur aufzeichnen könnten, wenn der Sturm einsetzte. Ich kehrte zurück zu Poky und bestätigte seinen Bericht: Wir sind einem zweiten Titanen auf den Fersen. Mal sehen, ob wir ihn in die Enge treiben können.

Wenn man bedenkt, wie unser Kampf gegen den ersten geendet hat, sollten wir auch mit diesem hier kurzen Prozess machen können.

Datei:Zweimal kalt erwischt.jpg Mission 2
Zweimal kalt erwischt
Nachdem wir Pochender Pfeil bei seinen Ermittlungen geholfen hatten, folgten wir den Spuren zum angenommenen Standort des zweiten Titanen. Seit der Enthüllung von Wartender Kummer erschien uns Poky ein bisschen kleinlaut und nicht mehr so umgänglich wie sonst. Das war verständlich in Anbetracht der überwältigenden Lage – erst Titanen und dann noch unliebsame Wahrheiten. Auf dem Weg kämpften wir uns durch Horden von ergebenen Dienern. Diesmal waren sie elektrischer Natur. Wir mussten nicht weit laufen, um unseren Verdacht bestätigt zu sehen: Decima, ein selbstbewusster Stromleiter-Titan, steht uns jetzt persönlich gegenüber. Es ist an der Zeit, dieses Chaos zu beenden.

***

Unsere Verbündeten kämpften verbissen und nutzten Techniken, die uns die Erforschung der Titanen gelehrt hatten. Durch den taktischen Einsatz von Blitzstäben gewannen wir einen Vorsprung – zumindest für kurze Zeit. Aber bald schon wendete sich das Blatt. Trotz der tatkräftigen Unterstützung durch Pochender Pfeil blieb Decimas Verteidigung ungebrochen. Und dann kam es mitten im Kampf noch schlimmer, als Decima offensichtlich die Oberhand gewann. Und Greer ... war weniger tot, als wir dachten. Unser erster Gegner ist nicht nur am Leben und scheint geheilt zu sein, obwohl wir ihn geschlagen glaubten – die beiden Titanen arbeiten jetzt auch noch zusammen.

Als wir uns mehr und mehr in Verteidigungsstellung fanden, kam uns eine ganz wichtige Einsicht, die erklärte, warum wir Greer beim ersten Mal nicht vollends besiegen konnten: Die Panzerung der Titanen scheint eine Art verwundbaren inneren Kern zu schützen. Mit der Unterstützung meines Wanderlings konnte ich meine Annahme beweisen und Decimas Panzerung entfernen, sodass ihr Innerstes unseren Angriffen ausgesetzt war. Diese Verwundbarkeit galt es nun auszunutzen.

Leider fand unser Kampf ein jähes Ende, als Pochender Pfeil verwundet wurde und fiel. Da nun einer der Unseren kampfunfähig war und wir befürchten mussten, dass Greer jeden Moment auftauchen würde, entschloss ich mich, den Rückzug anzutreten. Pochender Pfeil war sehr enttäuscht und fühlte sich schuldig an unserer Niederlage. Ehrlich gesagt: Selbst wenn unsere Verbündeten alle bis zum Schluss durchgehalten hätten, wären unsere Bemühungen wohl letztendlich doch nicht genug gewesen. Diese Einsicht bedrückt mich sehr, aber ich habe gerade keine Zeit, groß darüber nachzudenken. Das Wichtigste ist jetzt, dass wir Poky zu Wartender Kummer schaffen müssen, damit sie sich um ihn kümmert. Die Titanen müssen dann eben noch einmal warten. Aber sie sind gewiss nicht die Einzigen, deren Geduld hier auf die Probe gestellt wird.

***

Pochender Pfeil erholt sich jetzt und wird von Wartender Kummer gepflegt. Nach anfänglichen Bedenken erlaubte er ihr sogar, ein wenig Heilungsmagie auf ihn anzuwenden. Poky braucht noch Ruhe, aber es geht ihm schon viel besser. Dasselbe gilt für die angeknackste Beziehung der beiden. Vorläufig ist er aber ausgeschaltet; also müssen wir anderen uns überlegen, wie wir die Titanen loswerden können. Ich denke schon, dass wir dank all der zusätzlichen Informationen über die Titanen vor einem Durchbruch stehen, aber ich weiß nicht, ob es ausreichen wird, um sie ein für alle Male zu bezwingen. Vielleicht gibt es noch weitere wichtige Faktoren, die uns den Sieg sichern könnten. Auf jeden Fall müssen wir davon ausgehen, dass die Titanen nicht herumsitzen und Däumchen drehen, während wir nach Lösungen suchen.

Datei:Gleichgewicht herstellen.jpg Mission 3
Gleichgewicht herstellen
Während Pochender Pfeils Genesung nutzte ich die Gelegenheit, mich noch einmal bei Frode zu melden. Ich erzählte ihm von unserer letzten Begegnung mit Decima, wobei ich darauf achtete, keinen Verdacht in Bezug auf Wartender Kummer in ihm zu wecken. Ich glaube, ich habe mich recht geschickt aus der Affäre gezogen und die Enthüllung von Fahle Auroras wahrer Identität geheim halten können. Zumindest vorläufig. Aber bevor ich wieder aufbrach, erwähnte Frode im Flüsterton ein Buch, das er oben für mich bereitgelegt hatte. Sein Verhalten kam mir ... merkwürdig vor. Vielleicht versucht er, mich irgendwie in eine bestimmte Richtung zu lenken?

Zu meiner Überraschung erfuhr ich aus dem Tagebuch, dass Isgarren die Seher-Regeln gebrochen hatte, als er Wartender Kummer in den Zaubererhof aufsteigen ließ. Aber viel mehr noch schockierte mich eine andere Enthüllung: Die legendäre verschollene Stimme, von deren Stamm alle heute lebenden Tiefland-Kodan sich herleiten, ist niemand anderes als ... Wartender Kummer. In meinem Kopf schwirren unzählige Fragen herum: Warum ist sie jetzt, nach so langer Zeit, zu den Tiefländern zurückgekehrt? Was werden Standfeste Erle und Pochender Pfeil dazu sagen? Und wie alt IST sie eigentlich?

Wenig später besuchte ich Erle und Poky – in erster Linie, um nach dem Jungen zu sehen. Ich war ziemlich durch den Wind, ließ mir aber möglichst nichts anmerken. Diese Familie hat schon Sorgen genug, und außerdem ist es nach wie vor Kummers Aufgabe, das alles anzusprechen. Je mehr ich erfahre, desto verdächtiger kommt sie mir allerdings vor ...

Erle war gelinde gesagt ziemlich sauer auf mich. Ich habe mich natürlich schon lange damit abgefunden, dass meine Lebensweise gewisse ... Risiken birgt. Aber einem Vater, der um das Wohlergehen meines Sohnes bangt, muss man natürlich Verständnis entgegenbringen. Ich war beeindruckt, als Poky unbedingt für alles die Verantwortung übernehmen wollte. Es gelang ihm auch, die Lage recht geschickt zu deeskalieren – sicher weiß er schon längst, wie man seinen Vater umstimmen kann. Und ich war sehr dankbar für seine Unterstützung. Ich hoffe, dass Erle mir verzeihen wird, vor allem, wenn ich mich an den Bemühungen zum Wiederaufbau beteilige. Immerhin stellte Erles Groll die perfekte Ablenkung vom Thema Wartender Kummer dar. Vielleicht sollte ich es machen wie Poky und ein Weilchen in der Wildnis herumstolpern, um meine Gedanken zu sortieren. Eine kleine Auszeit, um über das Geschehene nachzusinnen, ist jetzt vermutlich das Beste – für mich und alle anderen.

***

Ich hielt mein Versprechen an Standfeste Erle und rettete einen Teil der geschädigten Flora und Fauna, um sie in meiner Heimstatt aufzupäppeln. Bei meiner Ankunft hier hatte ich Gesprächsfetzen der Dorfbewohner aufgeschnappt, die sich um Wetterumschwünge und veränderte Umwelteinflüsse drehten. Damals war ich zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um mir darüber Gedanken zu machen. Jetzt merke ich selbst, wie sehr die Anwesenheit der Titanen hier das Ökosystem aus der Bahn geworfen hat. Hoffentlich helfen unsere Bemühungen, die Zahl der Opfer zu minimieren. Aber die Realität sieht so aus, dass wir nur die Symptome behandeln, während die Krankheit weiter ihren Verlauf nimmt.

***

Ich kehrte zurück zu meiner Heimstatt und kümmerte mich um die geretteten Tiere und Pflanzen, wie versprochen. Außerdem sah ich nach Wartender Kummer und Pochender Pfeil. Pokys Heilung macht offenbar gute Fortschritte, und seine Stimmung ist auch besser. Standfeste Erle war nicht da, denn er hat sicher im Augenblick alle Tatzen voll zu tun. Aber es ist sicher gut, wenn Poky und Kummer ein bisschen Zeit miteinander verbringen, um ihre Beziehung zu kitten. Dazu sind sie offenbar auf dem besten Wege. Ich hörte, wie sie sich im Plauderton unterhielten – nicht viel anders als vor diesem ganzen Aufruhr. Wie er allerdings reagiert, wenn er erfährt, dass seine Mentorin niemand anders ist als die legendäre verschollene Stimme ... das wird sich dann zeigen. Im Augenblick ist es sicher am besten, seine Genesung nicht zu gefährden. Und es freut mich zu sehen, wie meine Heimstatt zu einem Ort der Ruhe und Entspannung wird.

***

Ich habe meine Arbeit zur Erhaltung des natürlichen Gleichgewichts in Janthir Syntri fortgesetzt. Meine relativ geringen Bemühungen scheinen einen Unterschied zu machen, und sei er auch noch so winzig. Ich sehe jede kleine Verbesserung als gutes Zeichen. Und es hat mich sehr ermutigt, dass Malice und Caithe mir von einem Hinweis darauf erzählt haben, wie wir unsere Chancen gegen die Titanen erhöhen können. Es geht dabei um Blutstein. Ich will mir nicht zu viel erhoffen, aber ich kann es nicht erwarten, ins Forschungslager der Astralwache zurückzukehren, um Näheres über diese neue Entwicklung zu erfahren.

***

Im Forschungslager der Astralwache traf ich Malice und Caithe sowie einen unerwarteten Gast: Wartender Kummer. Sie hatte offenbar mitbekommen, dass wir den Blutstein erforschen wollten. Sie hatte Poky in der Obhut von Hurtiger Lahar und Geduldige Weide zurückgelassen und brachte eine interessante Idee mit. Da die Titanen aus dem in der Gegend vorkommenden Blutstein ihre Energie auffüllen, schlug sie vor, diesen mit dem Herz des Obskuren zu neutralisieren. Ein schlaues Konzept. Aber wie jede Hypothese musste es erst getestet werden.

Unser Versuch, den Blutstein zu neutralisieren, war erfolgreich, aber mit gewissen Abstrichen. Der magische Rückstoß des explodierenden Blutsteins ist ziemlich mächtig und mit Vorsicht zu genießen. Wartender Kummer gelang es, uns von der Explosion abzuschirmen, aber wenn wir diese Strategie im Kampf anwenden wollen, müssen wir unsere Angriffe mit ihrer Verteidigung koordinieren.

Wie sich herausstellte, war Wartender Kummer nicht der einzige unerwartete Besuch. Die Blutstein-Explosion setzte die Geister mehrerer Personen frei, die während der Besatzung durch den Weißen Mantel geopfert worden waren. Die Gespräche mit ihnen zeichneten ein verstörendes Bild von Gavril, dem Dorf, das hier vor langer Zeit existiert hatte, und seiner düsteren Geschichte. Unsere Arbeit nahm damit eine bittersüße Wende. Wir haben jetzt unsere bisher stärkste Strategie zur Vernichtung der Titanen entwickelt, aber wir wurden auch auf schaurige Weise an das Blut erinnert, mit dem die Seiten dieser Geschichte geschrieben wurden.

Nachdem sich so viel zugetragen hatte, war es endlich an der Zeit, Wartender Kummer ihre tatsächliche Identität auf den Kopf zuzusagen. Sie war nicht nur irgendeine Zauberin. Sie war eine legendäre Zauberin. Es überraschte mich nicht, als sie mich erneut bat, Standfeste Erle nichts zu sagen und auch Poky die zusätzlichen Aspekte ihrer Identität nicht zu verraten. Sie versprach mir, für sämtliche Folgen geradezustehen. Mein Geduldsfaden ist inzwischen dünner als Weides Webgarn, aber der aufrichtige Schmerz in Kummers Stimme sagt mir, dass die Situation für mich zwar nicht einfach ist, aber dass sie unter wahrhaft immensem Druck stehen muss. Letztendlich wird sie alles zugeben müssen, und zwar recht bald. Das ist sicher leichter gesagt als getan, aber es ist unbedingt notwendig. Ich beneide sie jedenfalls nicht. Mir wächst das alles über den Kopf, aber in ihrer Haut möchte ich nicht stecken.

Datei:Gegen die Wand.jpg Mission 4
Gegen die Wand
Ich ging zurück zur Heimstatt, um den Rest der Gruppe zu treffen, der dort auf mich wartete. Wartender Kummer erschien stocksteif, als ich eintrat; sie wusste, dass ich ein Geheimnis bewahrte, das für sie alles noch komplizierter machen konnte. Aber Malice kam sofort auf das Wesentliche zu sprechen: Die Titanen waren nun offenbar im Nachteil. Wir sollten alles daran setzen, sie jetzt anzugreifen, während sie sich noch nicht von unseren bisherigen Begegnungen erholt hatten. Bevor wir uns weiter absprechen konnten, machte uns aber Poky darauf aufmerksam, dass Standfeste Erle vor der Tür stand. Wartender Kummer musste sich eine Ausrede einfallen lassen. Und zwar schnell.

Wir dürfen uns nicht zwischen einer Kodan-Klaue und seinem Sohn stellen. Daher nickte Wartender Kummer mir zu, und ich bat ihn herein. Die Unterhaltung, die nun folgen würde, war unvermeidlich. Er blickte sofort verwirrt zu ihr hin; in diesem Moment war Fahle Aurora für ihn noch am Leben. Zum Glück entschloss sich Wartender Kummer, das Richtige zu tun, und sagte ihm, wer sie war. Erle reagierte verständlicherweise entsetzt – noch mehr als Poky zuvor. Der Junge nahm es auf sich, Kummers Entscheidungen zu verteidigen. Er versuchte seinem Vater klarzumachen, dass ihre Aurora ihnen immer noch zur Seite stand und Wartender Kummer keine Gefahr darstellte, aber die Klaue nahm die Nachricht trotzdem nicht gut auf. Er fühlte sich hintergangen. Man hatte das Leben seines Sohnes aufs Spiel gesetzt ... Und es gilt immer noch, zwei Titanen auszulöschen.

Leider haben wir jetzt keine Zeit, das auszudiskutieren. Erle ist zwar ziemlich bestürzt, aber auch er erkennt, dass wir diese Gelegenheit nutzen müssen, unsere gemeinsame Notlage zu beenden. Er bot an, gemeinsam mit seinem Sohn zu kämpfen, damit er persönlich dafür sorgen konnte, dass Poky und sein Volk in Sicherheit waren. Aber sein klärendes Gespräch mit Wartender Kummer muss auf jeden Fall trotzdem noch stattfinden.

Ich redete noch kurz mit Kummer und den anderen, bevor ich aufbrach; ihre Schuldgefühle lasteten schwer auf ihr. Sie weiß, dass sie nun endlich mit Erle sprechen muss ... und mit Isgarren. Sie kann sich nicht länger verstecken. Allerdings haben wir vorher noch ein paar Titanen zu töten.

***

Wir brachen zum Bergpass auf, wo wir das Versteck von Greer und Decima vermuteten. Malice, Caithe, Wartender Kummer, Standfeste Erle und Poky machten sich bereit zum Kampf.

Die Titanen hielten sich wie erwartet bei einem Blutstein auf – sie brauchten dringend Heilung. Zuerst gingen wir auf Decima los, die zwischen uns und dem Blutstein stand, während Greer sich in sicherer Entfernung nährte. Als wir sie ausreichend geschwächt hatten, konnten wir den Blutstein mit dem Herz des Obskuren neutralisieren – so wie wir es geübt hatten! Die Explosion war zwar begrenzt, reichte aber aus, um Greer zu stören.

***

Greer war wütend, weil wir ihn gestört hatten. Er warf sich in die Arena und attackierte uns als Nächster, während Decima davonhuschte, um sich einen weiteren Blutstein schmecken zu lassen. Greer war bald so erschöpft, dass Decima ihre Mahlzeit beenden musste, und durch die Anwendung von Taktiken, die wir aus früheren Begegnungen gelernt hatten, zerschlugen wir nach und nach ihre Panzerung, bis beide schwach waren und zu entkommen versuchten.

***

Der Blutstein war neutralisiert, die Titanen schwach, und jetzt konnten wir die Schlacht gewinnen. Das dachten wir jedenfalls ...

Bevor wir ihnen den Todesstoß versetzen konnten, erhob sich eine dritte Stimme donnernd am Horizont, die uns Einhalt gebot und unseren Gegnern Mut machte. Sie nannte sich Ura. Soeben hatte sich also der dritte Titan gezeigt. Während Decima zögerte, dem Kampf den Rücken zu kehren, war Greer ganz entspannt, als er Uras Stimme hörte. Sie befahl den beiden zu fliehen, und das taten sie ohne Murren. Ich wollte ihnen nachsetzen, aber Ura errichtete eine Wand aus Dampf, die uns den Weg nach vorn versperrte. Poky brüllte und wollte trotzdem vorwärtsstürmen, aber Wartender Kummer und Standfeste Erle rieten zur Vorsicht. Wir wissen noch nicht, wozu Ura imstande ist; es könnte sich um eine List handeln. Ich traf die schwere Entscheidung, vorerst aufzugeben und uns neu aufzustellen.

Datei:Kummer in diesen Hallen.jpg Mission 5
Kummer in diesen Hallen
Nach dem Kampf traf ich mich mit meinen Verbündeten in Erntehöhle. Nach all unserer Forschung und all unseren Bemühungen ... sind die Biester immer noch am Leben. Nichts hätte uns jetzt ablenken und unsere Stimmung erhellen können. Caithe hatte Dagonet und die Allianz bereits informiert, während Poky am liebsten vor lauter Frustration die Wände eingerannt hätte. Malice sprach die ganze Zeit beruhigend auf ihn ein. Wir sind alle enttäuscht. Aber am Leben.

Ich war überrascht, auch Wartender Kummer dort vorzufinden. Standfeste Erle erklärte, dass Fahle Aurora auf wundersame Weise zurückgekehrt war – wenigstens das nahm ich mit Erleichterung zur Kenntnis. Vorläufig bleibt Kummers Identität also geheim. Es ist für die geistige Gesundheit der Kodan sicher besser, wenn solch eine verwirrende Tatsache nicht gerade zu diesem schwierigen Zeitpunkt enthüllt wird. Sie können es wohl kaum brauchen, gerade jetzt zu erfahren, dass ihre freundliche Heilerin vom Zittergipfel eine Jahrtausende alte Zauberin ist ... außerdem wissen selbst Erle und Poky noch gar nicht, dass sie es überdies mit der "verschollenen Stimme" zu tun haben.

Während aller Gedanken noch bei der Schlacht weilten, bat mich Wartender Kummer, sie zurück in den Turm des Zauberers zu begleiten. Bei der am Horizont aufziehenden Unklarheit würde es alles nur noch komplizierter machen, wenn sie sich noch länger vor Isgarren versteckt hielt. Ich erklärte mich bereit, und sie öffnete ein Portal, durch das wir treten konnten.

***

Als uns die vertraute kühle Luft am Turm des Zauberers umgab, fragte ich, wie es ihr gelungen war, Isgarrens Verteidigungsanlagen zu umgehen. Sie entgegnete knapp, dass sie diese Verteidigung selbst eingerichtet hatte. Wartender Kummer stellt für den Turm des Zauberers keine Bedrohung dar.

Bevor sie das Lagezentrum betrat, wo Isgarren wartete, dankte mir Kummer dafür, dass ich Standfeste Erle und Pochender Pfeil nichts von ihrer dunkleren Geschichte verraten hatte. Es steht mir einfach nicht zu, diese Geschichte zu erzählen. Aber sie sollte es tun, und zwar bald. Pochender Pfeil, Standfeste Erle und Isgarren ... ich beneide sie wirklich nicht um ihre Lage. Sie hat mein volles Mitgefühl.

Als ich das Lagezentrum betrat, war ich erstaunt, Anise zu sehen, die sich hier offenbar wie zu Hause fühlte und gerade die neuesten Informationen mit Isgarren und Dagda besprach. Bei jedem Abschnitt dieser Reise überraschte es mich, wie sehr die Gräfin mit dem Zaubererhof involviert war, aber ich konnte es gut akzeptieren. Wenn irgendjemand vor dem Rest der Welt über den Hof Bescheid gewusst hatte, dann war sie es. Als Isgarren mich anschaute und nach Neuigkeiten bezüglich Kummer fragen wollte, tat ich ahnungslos, denn ich wusste ja, dass das Objekt seiner Fragen gleich durch diese Tür treten würde ... und dann kam sie.

Dagda fiel die Kinnlade herunter, als Kummer das Lagezentrum betrat. Isgarren stürzte sich nicht gleich auf sie – das wäre sicher ein interessanter Kampf geworden. Stattdessen bekam ich alles ab. Kummer erschien bloßgestellt und verwundbar, und stellte für ihn keine offensichtliche Bedrohung dar. Aber irgendjemand musste doch den Kopf hinhalten. Ich ließ ihn toben. Schließlich habe ich sie zurückgebracht – wenn auch nicht in Ketten und Handschellen. Den Rest sollten die beiden unter sich ausmachen.

Zum Glück griff Dagda ein und knurrte Isgarren an, bis er sich beruhigte. Ihre Freundin war wieder da, und sie würde es nicht zulassen, dass es jetzt zu Handgreiflichkeiten kam.

Als Isgarren sich endlich so weit abgeregt hatte, dass man vernünftig mit ihm reden konnte, fragte Kummer etwas kleinlaut, ob Mabon denn tot sei. Isgarren wollte gerade ausholen und sie mit Anschuldigungen überhäufen, als Kummer meinte, sie hätte es "gefühlt". Ihre Worte waren gewichtig, und nicht einmal mir war klar, was dieses Gewicht zu bedeuten hatte. Isgarren reagierte aber sofort darauf und bat Dagda ohne nähere Erklärung, die Gräfin und mich aus dem Raum zu geleiten.

Titanen ... verschollene und dann wiedergefundene Zauberinnen. Die Erinnerung an Mabon – plötzlich irgendwie verdächtig. Was geht hier vor?